Buchhandel: Viele Wege führen zum Lesen

Online-Shops und E-Books: Buchhändler, die sich nicht auf den Wandel einstellen, stecken in der Krise.

Kreis Mettmann. Bücher sind Wolfgang Buchas’ Leidenschaft. 1600 Exemplare stehen in den Bücherregalen des Ratingers. Es sind so viele, dass er ihnen ein eigenes Zimmer in seiner Wohnung gewidmet hat. Seine Privatbibliothek. „Doch irgendwann wann war kein Platz mehr da. Und heute kaufe ich nur noch ausnahmsweise ein Buch“, sagt Buchas.

Der 53-Jährige ist aufs E-Book umgestiegen. „Das ist praktischer — vor allen Dingen im Urlaub oder wenn ich beruflich unterwegs bin.“ In der „Vor-E-Book-Zeit“ ist er allerdings auch nicht in Buchhandlungen gegangen, um „echte“ Bücher zu kaufen. Buchas bestellte im Internet. Wie er setzen viele Leseratten auf den Internethandel.

Insgesamt hat die Branche zwar im vergangenen Jahr über alle Vertriebswege hinweg ein Umsatzminus von 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gemacht. Das geht aus den Zahlen des Branchen-Monitors Buch hervor, den Media Control GfK International im Auftrag des Börsenvereins erhebt. Allerdings sind sich die Branchenexperten einig: Wachstumschancen bietet nur der Handel mit Literatur über das Internet. Die Prognosen über die Verbreitung von E-Books fallen zurückhaltend aus.

Leidtragende dieser Entwicklung sind die lokalen Buchhandlungen. Bei Facebook hat sich bereits eine Gruppe mit dem Namen „Rettet den örtlichen Buchhandel im Kreis Mettmann“ gegründet. Eine Buchhandlung, die dort verlinkt wurde, ist der Laden Spiel & Buch in Ratingen.

Besitzer Uwe Frohns ist nicht Urheber der Facebook-Gruppe, sieht aber die Probleme, die die Branche vor Ort hat. „Natürlich haben es die örtlichen Buchhändler schwerer durch den Internethandel. Aber es gibt Möglichkeiten, attraktiv für den Kunden zu sein.“

Wichtig sei, Nischen zu finden. Frohns bietet nicht nur Bücher, sondern auch Spiele an. Zudem verkaufe er Geschenkbücher und antiquarische Bücher an, die im Internet oder in großen Buchhandlungen nicht zu finden sind.

Buchhändler Peter Kape aus Velbert hat der Mehrzahl seiner Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Früher, bevor der Internethandel boomte, hatte er fünf Angestellte und eine Auszubildende. Heute beschäftigt er nur noch eine Mitarbeiterin und einen Azubi.

Dass die Kunden verstärkt bei Onlineshops bestellen, kann er nicht nachvollziehen. „Vieles können wir lokalen Buchhändler auch bieten, zum Beispiel einen Lieferservice. Und das innerhalb von spätestens zwei Tagen. Meistens ist das Buch schon einen Tag nach der Bestellung da“, sagt er. E-Books will er vorerst nicht anbieten, „weil ich nicht glaube, dass sie sich auf breiter Linie durchsetzen werden“. Ein Buch aus Papier habe eine viel tiefere Bedeutung.

Sarah Willwerth, Inhaberin der Buchhandlung Weber in Erkrath-Hochdahl, setzt hingegen längst aufs E-Book. Sie bietet nicht nur die elektronische Literatur über ihre Internetseite an, sondern verkauft die E-Books samt Software auch in ihrem Laden. Zudem können bei ihr Bücher online bestellt werden.

Willwerth: „Klar haben wir unsere ganz normale Buchhandlung und den Service vor Ort. Aber ich kann doch die Augen nicht vor der Realität verschließen. Also biete ich auch den Internetbestellservice und die E-Books an.“

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