Bürokratie: Der Fußball erfindet sich neu

Der geplante Zuschnitt der Fußballkreise spaltet den Kreis Mettmann in zwei Bezirke.

Kreis Mettmann. Der demografische Wandel ist im Fußball angekommen. Die Zahl der Fußballkreise im Fußball-Verband Niederrhein (FVN) soll von 14 auf acht reduziert werden. Die zehn Städte des Kreises Mettmann sollen zwei Kreisen zugeordnet werden. Eine Planung, die im „politischen“ Kreis Mettmann nicht auf fruchtbaren Boden fällt.

Sogar die Bürgermeister-Konferenz des Kreises Mettmann hat sich mit der Strukturreform beschäftigt — und laut Velberts Bürgermeister Stefan Freitag einen einstimmigen Beschluss gefasst: Die zehn kreisangehörigen Gemeinden sollen mit ihren Fußballvereinen einem einzigen Fußballkreis angehören.

Eine Trennung sei nicht gewünscht. Freitag blickt insbesondere auf das Verhältnis Velbert — Heiligenhaus. Sie sollen zukünftig nicht mehr einem Kreis angehören. „Das wäre fatal für Kinder und Jugendliche“, urteilt der Bürgermeister mit Blick auf Schulfreundschaften, die nachmittags im Sportverein nicht mehr gepflegt werden können.

Der Vorstoß der Politik dürfte zu spät kommen — und deckt sich auch nicht mit der Grundstimmung in der Mehrheit der betroffenen Fußballclubs. In dieser Woche hat der Kreistag des Fußballkreises Wuppertal/Niederberg seine Position auf einer Sitzung festgezurrt: „Wir empfehlen dem außerordentlichen FVN-Verbandstag im April in Duisburg, der Reform zuzustimmen“, sagte Stefan Langerfeld, Vorsitzender des Kreises, auf Nachfrage.

Die Pläne sehen für die Vereine des Kreises Mettmann folgenden Zuschnitt vor: Wülfrath und Velbert, die bereits heute Wuppertal/Niederberg angehören, verschmelzen mit Solingen und Remscheid. Heiligenhaus und Mettmann — bisher auch Niederberg zugeschlagen — wechseln auf eigenen Wunsch in den Kreis Düsseldorf/Mettmann, dem dann auch Langenfeld, Monheim, Hilden, Ratingen, Erkrath und Haan angehören sollen.

Michael Massenberg, Vorsitzender des 1. FC Wülfrath, hat gegen die Reform keine Vorbehalte. „Für uns ist es doch wichtig, dass wir weiter viele Gegner in unsere Nähe haben“, sagt er — und denkt dabei nicht nur an Velbert, sondern auch das angrenzende Wuppertal. „Düsseldorf ist für uns weit weg“, betont Massenberg. Der FCW gehöre ins Bergische. „Wir haben in Wülfrath einen DFB-Stützpunkt für die Region. Außerdem haben wir hier einen guten Ruf.“

Differenzierter sieht das Dirk Graedtke vom SC Velbert. Sein Club hatte für eine Strukturreform plädiert, „die politische und sportliche Grenzen zusammenführt“. Eine Mehrheit gab es dafür aber auch unter den Velberter Vereinen nicht. Graedtke: „Mit dieser Entscheidung können wir aber leben.“

Kreisvorsitzender Stefan Langerfeld betont, dass mögliche Ängste vor zu weiten Fahrten unbegründet sind. „Es muss keine Bambini-Mannschaft von Velbert nach Burscheid fahren.“ Langerfeld unterstreicht, dass in den neuen Fußball-Kreisen — so sie denn kommen — regionale Zusammenhänge bei der Bildung der Spielgruppen berücksichtigt werden müssen. „Das ist in unser aller Interesse.“

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