Die Tafelputzer legen den Schwamm weg

Der aus Lehrern bestehenden Kabarettgruppe gehen die Themen aus.

Kreis Mettmann. „Es gibt Situationen, in denen die Zeit einfach vorbei ist“, sagt Bruno Benzrath. Der pensionierte Lehrer aus Monheim ist Gründungsmitglied der Kabarett-Gruppe „Die Tafelputzer“.

Zehn Lehrer und zwei Bühnentechniker aus verschiedenen Städten im Kreis bilden diese Truppe. Nach 15 Jahren auf den Bühnen der Aulen zahlreicher Schulen löst sich die Gruppe nun auf. Noch zwei Auftritte in Ratingen (8. März) und in Haan (12. April) stehen an, dann ist für immer Schluss. Comeback ausgeschlossen.

„Es gibt verschiedene Gründe dafür. Es ist zeitlich immer schwieriger geworden, gemeinsam zu proben. Aber vor allem gibt die Bildungspolitik mittlerweile nicht mehr genug her, so dass es zunehmend an neuen Ideen fehlte“, sagt Benzrath.

Streit habe es im Laufe der Jahre zwischen den Berufskollegen, die sich einst auf pädagogischen Seminaren kennengelernt hatten, so gut wie nie gegeben. „Der Zusammenhalt war immer sehr groß, obwohl wir vom Alter eine sehr gemischte Gruppe sind. Wir möchten einfach aufhören, wenn es uns allen noch Spaß macht“, so der Pensionär weiter.

Wie kam es 1998 eigentlich zu dieser doch recht ungewöhnlichen Konstellation? „Für die meisten von uns war das Kabarett so etwas wie Frustabbau“, sagt Benzrath. „Die teils sinnlosen schulpolitischen Entscheidungen damals haben diesen Frust erzeugt. Indem wir uns darüber auf der Bühne lustig gemacht haben, konnten wir besser damit umgehen.“

Ein Beispiel verfehlter Bildungspolitik seien die sogenannten „Lernstudios“ gewesen — im Keller der Schulen eingerichtete Förderstudios, die für viel Geld gebaut werden sollten. Benzrath: „Es wurden immer wieder sehr teure Projekte unüberlegt angeleiert und dann doch wieder gekippt.“

Auch die weiter zunehmende Betreuung der Schüler bis zum späten Nachmittag ist ein gefundenes Fressen: „Das sich die Schule immer mehr zur All-inclusive-Einrichtung entwickelt hat, nehmen wir ebenfalls auf die Schippe. Bei uns kriegen die Kinder dann rote und gelbe Bändchen ans Handgelenk, wie es sich für ein All-inclusive-Hotel gehört“, sagt Benzrath schmunzelnd.

Viele Kabarettisten, wie Dieter Nuhr, sind gelernte Lehrer. Für Bruno Benzrath ist das kein Wunder. „Lehrer sind immer ein bisschen Schauspieler. Sie agieren täglich vor mindestens 25 Zuschauern.“ Daher sei der Weg auf die Kabarett-Bühne gar nicht so weit.

Wer einen der letzten beiden Auftritte sehen möchte, findet Infos auf der Homepage: www.die-tafelputzer.de

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