Die Tischlerkunst steht Kopf

Bei einem Kleinmöbel-Wettbewerb haben 28 angehende Tischler Kreativität, Sinn für Design und Freude am Tüfteln bewiesen.

Mettmann. Auf den Kopf musste sich am Freitag niemand stellen, um zu erkennen, was die 28 angehenden Tischler des Berufskollegs Neandertal in Mettmann entworfen haben. Auf den Kopf stellen mussten sich nur die 26jungen Männer und zwei Frauen, um mit ihren Ideen für den zehnten Kleinmöbel-Wettbewerb des Berufskollegs die fachkundige Jury zu überzeugen.

Die Auszubildenden der Tischler-Innung im Kreis Mettmann hatten vier Tage Zeit, um ihre Gedanken in Formen aus Holz umzusetzen. Einzige Vorgabe war das Thema: "Tischler stellen alles auf den Kopf." Tim Thome (22) aus Düsseldorf wusste zunächst gar nicht so recht, was er machen sollte. "Ich hab’ im Skizzenbuch einfach rumgekritzelt, bis mit irgendwas gefiel. Dann war’s ganz einfach."

In der Werkstatt baute der junge schlanke Mann mit dem langen Zopf zwei kleine Hocker, die passgenau zusammengesteckt das Negativ eines Hockers darstellen sollen. 22 Stunden hat Thome gebraucht, bis die 19 Millimeter starken MDF-Platten zu einem kleinen Kunstwerk zusammengebaut und weiß angemalt waren.

"Die Zeit für den Lack hat nicht mehr gereicht", sagte er. Aber das machte nichts. Die Jury zeichnete ihn in der Kategorie "Die gute Form" mit dem 1. Preis aus und verlieh ihm die Goldene Schraube. Was er mit seinem prämierten Objekt machen will, weiß er nicht. "Vielleicht verkaufen, mal gucken."

Umgedrehte Tische, ein Schuhschrank, in dem die Schuhe an Leinen aufgehängt werden, ein drehbares DVD-Regal - die Tischlerlehrlinge bewiesen Ideenvielfalt und ganz viel Witz mit ihren Beiträgen.

Simon Vohberger (29) aus Ratingen wollte "etwas Rundes auf etwas Eckiges stellen, weil so etwas normalerweise nicht klappt". Er baute einen Wohnzimmertisch in Rahmenbauweise. Das Besondere: die Tischplatte wird nur auf einer Seite von einem unbehandelten Eichenstamm getragen. "Der Rahmen besteht auch aus Eichenholz, ist geschliffen, und geölt."

Mit seinem schönen Entwurf sicherte sich der Ratinger den 1.Preis in der Kategorie "Handwerkliche Ausführung". Den Tisch will Vohberger vor seine eigene Couch stellen, oder einem Bekannten schenken. Nach dem Studium der Geo-Ökologie mit zu viel Computer, Grundwasseranalysen und Statistik wollte der Ratinger etwas machen, das Hand und Fuß hat, "weil ich gerne körperlich arbeite und nicht gern stundenlang vor dem Rechner sitze". Er bekam für seine Arbeit einen goldfarbenen Bergischen Löwen aus Holz.

Begeistert von den Ergebnissen aller Tischlergesellen war Olaf Gernandt, Bildungsgangleiter Holz am Berufskolleg. "Es ist schon erstaunlich, wenn man überlegt, dass es für die Auszubildenden das erste Stück ist, das sie selbst entworfen und gestaltet haben." Kreativität sei für Tischler ganz wichtig. "Heutzutage baut der Tischler nicht einfach auf Bestellung. Er schlüpft immer mehr in die Rolle eines Innenarchitekten, muss von der Planung bis zur Ausführung alles beherrschen, um sich am Markt behaupten zu können", so Gernandt.

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