Dieb stiehlt Urne aus Auto

Fahndung: Ein 71-jähriger Hildener wollte die sterblichen Überreste seiner Frau nach Salzburg überführen. Der Täter nutzte eine Pause aus.

Hilden. Es ist Donnerstag, 18 Uhr, als der Hildener in Bayrisch Gmain im Berchtesgadener Land einen Zwischenstopp einlegt. Seit Stunden ist der 71-jährige Rentner in seinem Mercedes ML 270 unterwegs. Auf der Rückbank transportiert er eine traurige Fracht: die Urne mit der Asche seiner erst vor kurzem verstorbenen Ehefrau. Der Witwer will sie in Salzburg beerdigen.

In dem 3000-Seelen-Örtchen nahe der österreichischen Grenze steuert der Hildener das "Haus des Gastes" an, dort gibt es eine öffentliche Toilette. Als er nur fünf Minuten später zu seinem Wagen zurückkehrt, fährt ihm der Schreck in die Glieder. Von der Rückbank seines Mercedes’ sind die beiden Apotheken-Stofftaschen verschwunden - in einer war die Urne mit den sterblichen Überresten seiner Frau.

"Er hatte sein Auto nicht abgeschlossen", sagte gestern der stellvertretende Dienstleiter der Polizei im benachbarten Bad Reichenhall, Willi Handke, auf Nachfrage der WZ. "Möglicherweise hat das der potenzielle Täter beobachtet. Als der 71-Jährige in der Gaststätte gegangen war, machte der Dieb die hintere Beifahrertür auf und griff sich die beiden Taschen." Dass der Täter statt Wertsachen die Asche einer Toten erbeutete, "damit dürfte er kaum gerechnet haben". Obwohl die Polizei sofort die Fahndung einleitete, blieb sie bis jetzt erfolglos.

"Wir hoffen nun, dass der Dieb die Urne irgendwo deponiert, wo wir sie finden. Oder er gibt sie bei einem Pfarrer ab", appellierte Handke an den Anstand des Unbekannten. "Eine andere Chance, wieder in ihren Besitz zu kommen, sehe ich derzeit nicht. Obendrein haben wir bisher keinerlei Erfahrungen mit Urnen-Diebstahl."

Apropos Urnen-Diebstahl aus dem Auto: Der Transport einer Urne von Hilden nach Salzburg ist weder verboten noch ungewöhnlich - zumindest nicht nach der Gesetzeslage in Nordrhein-Westfalen. "Das Bestattungswesen ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt", so Anne-Katrin Kremer, Chefin von Bestattungen Kreuer in Hilden. "Dass jemand die Asche ganz woanders beerdigen möchte und das Gefäß auch dorthin transportiert, kommt vor" (siehe Info-Kasten). So werde im Krematorium aktenkundig, dass die Urne wie etwa im aktuellen Fall in Salzburg beigesetzt werden soll. Genauso wie in der dortigen Friedhofsverwaltung "mit Sicherheit" entsprechende Schriftstücke vorliegen. Verboten sei es , die Urne "irgendwo unterwegs" zu bestatten.

Der 71-jährige Hildener ist aus Bayrisch Gmain abgereist. Ob trotz allem weiter nach Salzburg oder zurück nach Hause, ist der Polizei in Bad Reichenhall nicht bekannt. Handke: "Wir haben mehrfach versucht, ihn noch mal zu erreichen. Leider erfolgslos."

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