Einbrecher haben Saison

Dass die Täter dreister werden, kann die Polizei nicht feststellen. Die dunkle Jahreszeit macht es ihnen aber leichter, Wohnungen auszuspähen.

Kreis Mettmann. Es ist wahrlich eine Horrorvorstellung. Man schläft friedlich in seinem Bett und wird mitten in der Nacht unsanft von einem Geräusch geweckt. Plötzlich steht eine fremde Gestalt im Schlafzimmer und schaut einem ins Gesicht.

Diese traumatische Erfahrung musste ein Hildener Pärchen vor einigen Wochen machen. Der Unbekannte hatte sich, obgleich das Paar im Hause war, Zutritt zur Wohnung verschafft, floh dann aber, als er entdeckt wurde.

Auch zwei weitere Einbruchsfälle der vergangenen Tage aus Ratingen und Haan lassen aufhorchen, weil auch in diesen beiden Fällen die Anwohner zum Zeitpunkt im Hause waren. In Ratingen hatte der Täter sogar noch die Ruhe weg und bediente sich am Kühlschrank. Werden die Einbrecher wirklich immer frecher und stören sich mittlerweile auch nicht daran, wenn jemand da ist?

„Auch wenn die Fälle der letzten Zeit etwas anderes vermuten lassen: Das sind wirklich absolute Ausreißer“, sagt Ulrich Löhe von der Kreispolizei Mettmann. „Es gibt keine Tendenz, dass Einbrecher insgesamt dreister werden. Die Täter bleiben vorsichtig und kommen dann, wenn niemand zu Hause ist.“

Professionelle Einbrecher würden das Objekt vorher genau beobachten, um ihr Entdeckungsrisiko zu minimieren. „Daher rücken die Täter laut Statistik in zwei Dritteln aller Fälle tagsüber an, wenn die Anwohner arbeiten sind“, sagt Löhe. Was aber, wenn doch jemand einbricht, während man da ist?

Für Frank Bons vom Bereich Kriminalprävention gibt es nur eine richtige Verhaltensweise: „Auch wenn es sich trivial anhört, sollte man still und leise die 110 wählen und den Beamten die Situation exakt beschreiben. Keinesfalls sollte der Fluchtweg des Täters verbaut werden, denn das kann richtig gefährlich werden.“

Im dramatischen Hildener Fall hatte der Mann, der durch den Aufschrei seiner Freundin geweckt wurde, anschließend die Verfolgung des Unbekannten aufgenommen. Diese war jedoch schnell beendet, da ihn der Einbrecher mit einem Faustschlag niederstreckte.

„Einbrecher sind keine Räuber und werden nur bei Konfrontation gewalttätig. Mit ihrem Einbruchswerkzeug können sie jemanden dennoch schwer verletzen“, sagt Bons. Der Verfolger habe demnach Glück gehabt, dass er nicht mit einem Schraubendreher attackiert wurde.

Mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit beginnt jetzt zusätzlich wieder die „Einbruchssaison“. Da es gegen 18 Uhr bereits relativ dunkel ist, haben es die Täter wieder deutlich leichter, unbemerkt zu bleiben.

Die richtigen vorbeugenden Maßnahmen sind nach Ansicht des Experten nun entscheidend: „Sichere Fenster und Türen können viele Täter abschrecken. Dazu muss natürlich investiert werden, denn Einbruchsschutz gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt Löhe. Wer den Austausch der Fenster und Türen finanziell nicht stemmen kann, sollte zumindest auf Zusatzriegel zurückgreifen. Diese gebe es schon ab 100 Euro im Baumarkt, wobei es dann häufig am professionellen Einbau mangele: „Das ist genauso wichtig, denn bei falscher Anbringung hilft kein noch so guter Riegel“, warnt Bons.

Zum Thema „Einbruchsprävention“ lädt die Kreispolizei Mettmann am 28. Oktober zu einem großen Familieninfotag ein. Dabei steht auch die Nachbarschaftshilfe als wichtiges Instrument auf dem Programm.

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