Eine Frage des Vertrauens

Wegen des Dioxin-Skandals greifen die Kunden zurzeit lieber zu Eiern von heimischen Höfen. Vor allem Bioware ist sehr gefragt.

Kreis Mettmann. Die Nachrichten über mit Dioxin belastete Eier verunsichern die Verbraucher. Das bekommen auch die Landwirte im Kreis Mettmann zu spüren. Sie müssen sich kritischen Fragen ihrer Kunden stellen. Diese schauen jetzt offenbar genauer hin, bei wem sie ihr Frühstücks-Ei kaufen

Bauer Bernd Niermann vom „Grünen Hof“ in Wülfrath musste kurze Zeit nach Bekanntwerden des Skandals zunächst einen Umsatzrückgang von 30 Prozent hinnehmen. „14 Tage lang waren die Kunden sehr verunsichert und haben weniger Eier gekauft. Auch beim Fleisch hielten sie sich zurück“, sagt Niermann. Die Leute hätten stärker nachgehakt, woher die Eier kommen und wie die Tiere gefüttert werden. „Jetzt aber nehmen wir wieder genauso viel ein wie vor Bekanntwerden des Lebensmittelskandals.“

Bernd Niermann bezieht die Eier, die er in seinem Direktvetrieb am Hof verkauft, von Landwirt Peter Huber von Gut Aue zwischen Ratingen und Mettmann — mit 40 000 Legehennen (32 000 Eier pro Tag) einer der größten konventionellen Eierproduzenten in der Region. Im Angebot befinden sich Eier aus Bod-, Freiland- und Käfighaltung. Peter Huber stellt auch das Futter für seine Tiere selber her, sodass er „sicher ist, dass bei meinen Hennen alles in Ordnung ist“.

Dass die Verbraucher verunsichert sind, bekam auch der Ratinger zu spüren: „Das Telefon hat zu Beginn des Skandals nicht mehr stillgestanden“, sagt Huber. Jetzt habe sich das wieder gelegt, und der Umsatz habe sogar noch zugenommen. „Die Leute gehen bei solchen Skandalen lieber zu ihrem Bauern und kaufen dann dort vor Ort die Produkte.“ Dies sei auch bei ihm der Fall. „Es kommen Menschen, die waren vorher noch nie auf unserem Hof und in unserem Direktvertrieb.“

Das stellt auch Landwirtin Christa Weeger vom Riethrather Hof in Langenfeld fest: „Ich kann keine direkte Zahl nennen, aber es kommen deutlich mehr Menschen zu uns in den Laden, um Eier zu kaufen. Und viele von ihnen sind Neukunden“, sagt Weeger. Ob diese allerdings auch nach dem Skandal Kunden bleiben werden, ist unsicher. „Das müssen wir schauen. Aber gut wäre es. Denn mehr Umsatz haben wir schon gemacht, seitdem der Dioxin-Skandal in den Nachrichten war.“

Über mehr Kunden im Laden und damit mehr Geld in der Kasse freut sich auch Landwirt Jürgen Benninghoven vom Bauerngarten im Ratinger Schwarzbachtal, obwohl er keine Bio-Eier im Angebot hat. „Ob das Bioware ist oder nicht, spielt nicht einmal so die entscheidende Rolle. Wichtiger ist den Kunden, dass sie einen Bauern vor Ort haben, dem sie vertrauen.“

Auch wenn die Bauern mit Direktverkauf von Eiern und Fleisch aus konventioneller Landwirtschaft zurzeit mehr Umsatz machen — absolute Gewinner sind die Höfe, die Bioware anbieten, wie der Demeter-Hof zur Hellen im Windrather Tal bei Velbert-Neviges. „Der Zulauf ist immens, und die Nachfrage übersteigt das Angebot“, sagt Landwirt Alex Mülfarth. 600 Eier würden die Legehennen, die auf dem Biohof leben, pro Woche legen. „Aber das reicht derzeit gar nicht. Manchmal liegt die Nachfrage bei bis zu 1000 Eiern pro Woche. Deshalb müssen wir Kunden oft vertrösten.“ Und auch der benachbarte Schepershof, der ebenfalls Demeter angeschlossen ist, verzeichnet einen großen Ansturm.

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