Elstern erobern die Gärten

Wo die schwarz-weißen Rabenvögel auftauchen, suchen Amsel & Co. oft das Weite. Eine Bejagung im Stadtgebiet ist jedoch nicht möglich.

Monheim. „Alle Vögel sind schon da“, heißt eines der bekanntesten deutschen Frühlingslieder. Im idyllischen Reihenhausgarten von Siegfried Schulz trifft dies nicht mehr zu. Seit zwei Jahren drehen Elstern verstärkt ihre Runden durch die Gärten am Finkenweg.

Oft schwirren acht bis zehn der Rabenvögel umher, ein Pärchen hat dort sein Nest gebaut. Seitdem suchen Amsel, Meise, Buchfink und Rotkehlchen das Weite. Früher waren die kleinen Singvögel zahlreiche und regelmäßige Gäste auf dem Grundstück der Schulzens.

„Wir hatten im Schnitt fünf bis sechs Nester im Garten“, sagt der Hausherr. „Inzwischen sind es nur noch ein bis zwei.“ Die als Nesträuber bekannten Elstern zerstören die Brutstätten ihrer kleinen Artgenossen, fressen die Eier und machen selbst vor Jungvögeln nicht halt.

„Ich habe beobachtet, wie die Elstern im Sturzflug in die Hecke geflogen sind, um dort ein Amselnest zu plündern“, erzählt Siegfried Schulz. Auch seien junge Meisen, die ihre Nistkästen für erste Flugversuche verlassen, leichte Beute. „Die Elstern sind zu einer regelrechten Plage geworden“, meint der Monheimer.

Ähnliche Erfahrungen haben die Anwohner rund um die Rembrandtstraße gemacht. In den hohen Nadelbäumen entlang der Straße haben sich mehrere Elsternpaare häuslich eingerichtet und starten von da zu ihren Beutezügen. Auch dort, so meint Norbert Brettner, sei der Bestand an Singvögeln zurückgegangen: „Ich habe an einem Tag bewusst die Vögel in unserem Garten beobachtet und nur eine Amsel und eine Meise gesehen.“

Dass die Anzahl der Elstern in den Wohngebieten in den letzten Jahren zugenommen hat, kann Holger Pieren, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Urdenbacher Kämpe, bestätigen. Von einer Elsternplage möchte er allerdings nicht sprechen: „Es ist eher eine subjektive Wahrnehmung.“ Vor 15 bis 20 Jahren gab es mehr Elstern im Acker-, Wiesen und Stadtrandbereich, heute ist es umgekehrt. Da die Elster in ihrem eigentlichen Lebensraum bejagt wird, ist sie in die sicheren Wohngebiete umgezogen. Außerdem findet sie dort ein gutes Nahrungsangebot.

„Die Elster ist ein intelligenter Vogel, der sich gut anpassen kann“, sagt Gerd Spiecker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. „Sie weiß, wie sie Papierkörbe leer macht oder Mülltüten öffnet.“ In der freien Landschaft rücken die Jäger der Elster regelmäßig zur Jagdzeit mit dem Gewehr zu Leibe, um Schaden von Singvögeln und Bodenbrütern abzuwenden. „Die Elster hat ein gutes Gedächtnis. Sie merkt sich, wo Nester gebaut werden, und kommt immer wieder dorthin, bis diese gefüllt und bereit zum Plündern sind“, erklärt Spiecker. Im Stadtgebiet können die Jäger nichts ausrichten. Die Jagd mit Gewehr und Falle ist dort verboten. Andere drastische Methoden wie Giftköder auszulegen oder Nester zu zerstören, was zu früheren Zeiten häufig praktiziert wurde, verbietet der Tierschutz. Von Vogelscheuchen oder Krähenattrappen rät der Jäger ab: „Die nimmt die Elster nicht ernst.“

Gartenbesitzer können aber trotzdem etwas tun. „Dornensträucher statt Thujahecke pflanzen“, empfiehlt Holger Pieren. „Weißdorn wächst so eng und dicht, da kommt keine Elster rein.“ Auch sollte auf die pflegeleichten Nadelbäume und Sträucher verzichtet werden, da diese Elstern anlocken. Zusätzliche Nistkästen helfen den kleinen Singvögeln ebenfalls. Und wer den Elstern das Leben schwer machen will, reduziert das Futterangebot, indem er sorgsam mit Abfällen und Kompost umgeht.

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