Anwohner sorgen sich um Wald

Laut Verwaltung müssen Bäume gefällt werden, damit der Stadtwald langfristig Naherholungsgebiet bleiben kann. Das sei radikal, finden Hochdahler Bürger.

Hochdahl. Thomas Urban macht sich Sorgen. Wenn der 21-jährige Student, der mit seinen Eltern in einer Wohnung an der Wilbecker Straße lebt, aus dem Fenster im sechsten Stock blickt, schaut er auf den Kinderspielplatz neben einem Stück des Stadtwaldes am Kalkofer Busch. Normalerweise ein friedlicher Anblick. Seit einigen Wochen für Urban aber Grund zur Besorgnis. „Ohne einen mir ersichtlichen Grund werden da gesunde große Bäume gefällt“, sagt er. „Vor drei Wochen sind die Arbeiter mit schwerem Gerät und Kettensägen angerückt und haben begonnen, den Wald abzuholzen.“

Die Stämme würden einfach ungesichert neben dem Waldweg abgelegt und gestapelt. „Für die Kinder, die auf dem Spielplatz toben, könnte das eine Gefahr darstellen“, sagt Urban.

Kein Grund zur Besorgnis, signalisiert Heinz-Peter Heffungs, Leiter des städtischen Tiefbauamts: „Das ist eine ganz normale Maßnahme der städtischen Forstwirtschaft. Wir fällen die Bäume, weil sie teilweise krank waren oder einfach zu dicht beisammen standen.“

Die Besorgnis der Anwohner kann der Amtsleiter teils nachvollziehen. Meterhoch türmen sich die gestapelten Baumstämme, die laut Forstwirtschaftsplan 70 Jahre alt sind, am Wegesrand. „Man steht plötzlich in einer Lichtung, die vorher nicht da war“, sagt Urban.

Heffungs: „Moderne Waldwirtschaft ist was für Generationen, nicht für die, die heute da draufschauen. Wir müssen den Wald jetzt päppeln, damit unsere Enkelkinder was davon haben.“ Dazu gehöre eben auch, dass Bäume, die nicht in dieses Waldstück gehören, gefällt werden. „Buchen zum Beispiel brauchen Platz und Licht. Hier standen aber etwa fünf Buchen auf wenigen Quadratmetern. Auf Dauer können die so nicht wachsen.“

Insgesamt müssen Rotbuchen, Eschen, Stieleichen und Vogelkirschen auf einer Fläche von fast fünf Hektar gefällt werden. Rund 197 Meter Holz werden am Ende aufgestapelt und abtransportiert. Und dann? „Wir verkaufen das Holz, um die Ausgaben für den Aufwand der Forstwirtschaft zu decken“, sagt Heffungs, „Gewinn machen wir damit aber nicht.“ Das sei aber auch nicht das Ziel, betont Heffungs: „Der Stadtwald ist ja kein Wirtschaftswald, sondern ein Naherholungsgebiet für die Bürger.“ Damit das auf lange Sicht so bleibe, müsse eben Forstwirtschaft betrieben werden.

Bevor das Holz demnächst abtransportiert wird, stapeln die Arbeiter es am Wegesrand. Heffungs: „Eine völlig normale Maßnahme der Forstwirtschaft. Wir legen die natürlich so hin, dass sie nicht wegrollen und Kinder oder Spaziergänger in Gefahr bringen.“ Eine Absperrung oder Sicherung sei unnötig.

Beruhigt ist Thomas Urban noch nicht. Er und viele andere Anwohner nutzen täglich die Spazierwege, die jetzt nach den Arbeiten allerdings total zerstört seien: „Wenn jetzt der Schnee schmilzt, wird das eine einzige Schlammpiste, denn neuen Kies haben die bisher nicht gestreut“, sagt Urban. Das ist auch erstmal nicht vorgesehen. Argument der Stadt: Das sind öffentliche Waldwege, da gilt, jeder betritt diese auf eigene Gefahr, und Eltern haften für ihre Kinder. Das gelte auch für die Baumstammstapel.

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