Bürger sind gegen „Regelwut“

Auf einer Versammlung zu Stadttempo 30 gab es mehr Ablehnung als Zustimmung.

Erkrath. „Immer mehr Bürger sagen uns, dass sie unter dem Autoverkehr in Erkrath leiden”, sagte Peter Martin, sachkundiger Bürger für die Grünen im Erkrather Verkehrsausschuss. In seinen Erläuterungen bei der Bürgerversammlung zum Thema “Stadttempo in Erkrath” am Donnerstag im Hochdahler Bürgerhaus stellte er die vier Möglichkeiten von Geschwindigkeitsregelungen auf städtischen Straßen vor: Vorfahrtstraßen mit 50 km/h, Vorfahrtstraßen mit 30 km/h, Tempo-30-Zonen und verkehrsberuhigte Zonen.

Wie die WZ bereits berichtet hat, möchte die Ratskooperation von SPD, Grünen und BmU in Erkrath möglichst flächendeckend auf fast allen Straßen Tempo 30 vorschreiben. Nach unterschiedlichen Konzepten sollen auch in Hochdahl nur einige Hauptverkehrsadern mit Tempo 50 übrig bleiben.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Diskussion über die Pläne noch ergebnisoffen, angesichts vorhandener „gegenläufiger Interessen“ könne man es aber nicht allen recht machen, erklärten die Kooperationsvertreter.

Vor einem endgültigen Beschluss sollen die Ergebnisse der Bürgeranhörungen in den drei Stadtteilen noch einmal der Öffentlichkeit vorgestellt werden, versprach Versammlungsleiter Detlef Ehlert (SPD).

Wie zu erwarten, meldeten sich zum Thema Tempo 30 zahlreiche Bürger zu Wort. Für Dieter Mausbach ist klar: „Unfälle zu vermeiden ist wichtiger, als sein Kind schneller in die Schule zu bringen.“ Auch für einen Anwohner der Fuhlrottstraße berechtigt der Schutz der Kinder die Einrichtung von Tempo 30.

Im Laufe des Abends wurden aber auch andere Aspekte deutlich. So gab Klaus Wiescher zu bedenken, man habe überhaupt keine Fakten zur Beurteilung der tatsächlichen Situation auf den Erkrather Straßen. Dazu gab es den Hinweis, dass in Erkrath im Vergleich zu den Nachbarstädten und dem Kreis Mettmann bereits heute auffallend wenig Unfälle passieren.

Wenn es keine Unfallschwerpunkte gebe, die durch eine Tempoverringerung entschärft werden können, sei eine Tempo-30-Regelung „weder einsichtig, noch nachvollziehbar“ sagte Ursula Schulte. Sie wies auch darauf hin, dass die Straßenarchitektur in Hochdahl mit der Unterscheidung von breiten und schmalen Straßen erkennen lasse, wie die Verkehrswege genutzt werden können.

Mehrere Bürger bemängelten die „Regelwut“ der Parteien und die entstehenden Kosten. Einige wollen nicht in einer „30er-Stadt Erkrath“ leben, die bei Auswärtigen den Eindruck einer toten „Schlaf- und Schleicherstadt“ erwecke.

Am Ende der Diskussion zog Detlef Ehlert das Fazit, Befürworter und Gegner von Tempo 30 in Erkrath hätten sich die Waage gehalten. Angesichts der massiv vorgetragenen Kritik quittierten die Besucher dies mit Gelächter und Protest.

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