Die Stadt Erkrath baut ihre Sirenen ab

Eine Sanierung der veralteten Anlagen ist Politik und Verwaltung zu teuer. Nun sollen sie komplett weg. Die Warnung übernehmen Lautsprecherwagen.

Erkrath. Dass die Dinger Schrott sind (O-Ton Fabian Schmidt, Technischer Beigeordneter) — darüber sind sich Erkraths Politiker einig. Und sie folgen damit dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, die neun verbliebenen Sirenen im Stadtgebiet nach und nach abzumontieren.

„Die Sirenen werden bereits seit 1998 nicht mehr zur Alarmierung von Einsatzkräften der Feuerwehr genutzt“, heißt es weiter. Und zwar, weil eine „vollständige Abdeckung der Einsatzkräfte mit Funkmeldeempfängern gewährleistet ist“. So hätten sich mittlerweile Pieper, die jeder Feuerwehrmann bei sich habe, bewährt, sagt Erkraths Feuerwehrchef Guido Vogt, der zudem mit einem Missverständnis aufräumen wollte.

„Wenn irgendwer eine Sirene hört, ist es keine Erkrather, sondern eine aus Unterbach.“ Denn im Gegensatz zu Erkrath setze die Landeshauptstadt wie auch Mettmann weiterhin auf Sirenenalarm. „Wir wollen einen direkten Zugriff darauf haben, wann wir Alarm auslösen“, heißt aus dem Mettmanner Amt für Feuerschutz und Rettungswesen.

Die letzte Wartung, so die Erkrather Stadtverwaltung, habe ergeben, „dass inzwischen sämtliche noch vorhandenen Anlagen aufgrund technischer Defekte nicht mehr einsatzfähig sind“. Ein Fachunternehmen habe ermittelt, dass eine Instandsetzung mindestens 11 500 Euro kosten würde — viel Geld angesichts des klammen städtischen Haushaltes.

Bevor die Politik den einstimmigen Beschluss fasste, gab es jedoch einigen Klärungsbedarf. „Wie erfahre ich denn sonst, dass ich in einer Gefahrensituation bin?“, wollten die Fraktionschefs der SPD, Detlef Ehlert, und der Grünen, Reinhard Knitsch, wissen. „Die Warnung erfolgt über Lautsprecherwagen, die durch die Straßen fahren und entsprechende Anweisungen vermelden“, so Guido Vogt — ein System im Übrigen, das sich in den vergangenen Jahren bereits bewährt habe.

„Okay, die alte, analoge Technik mit den Sirenen auf den Dächern ist abgängig“, sagte Ausschuss- und CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Jöbges. Aber ob die endgültige Demontage und Nichtersetzung der Weisheit letzter Schluss seien, müsse erst noch abgewartet werden. „Es bleibt jedenfalls ein fader Beigeschmack“, sagt Jöbges.

Daher wurde die Verwaltung beauftragt, das Sicherheitskonzept des Kreises Mettmann, in dessen Zuständigkeit die Warnung der Bevölkerung fällt, einzuholen und vorzustellen. „Offenbar haben wir da ein Informationsdefizit“, sagte Reinhard Knitsch. „Kein Thema — machen wir“, antwortete der Chef der Erkrather Bauaufsicht, Helmuth Hentschel.

Der Bevölkerung scheint es dagegen nichts auszumachen, wenn die Sirenen abmontiert werden. „Das ist mir völlig egal“, sagte eine junge Frau, die namentlich nicht genannt werden wollte. Genauso wie ein Ehepaar von der Gerberstraße.

Die Zeit der Sirenen sei vorbei, fand auch der Erkrather Dirk Wollscheit. „Früher gingen sie um 12 Uhr mittags an — wer braucht das?“, sagte der Erkrather im WZ-Gespräch. Seiner Meinung nach stünde einer Demontage nichts im Wege. Heutzutage gebe es andere Möglichkeiten, um auf Gefahrensituationen aufmerksam zu machen.

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