Ein Leben mit 15 000 Büchern

TimoKremerius, Vorsitzender des Seniorenrats, sortiert seine Schmöker alphabetisch. Am liebsten mag er Hesse.

Eigentlich wollten wir nur mal eben ins Bücherregal schauen. Mal eben? Das geht gar nicht im Hause Kremerius. Denn Bücher gibt’s dort beinahe überall. Ein Regal im Wohnzimmer, eins im Kunstzimmer, eins im Arbeitszimmer und noch eins im Keller. Dort stehen dann auch noch ein paar Umzugskartons voller Bücher, die noch einen Platz brauchen.

Irgendwann wird Timo Kremerius also noch irgendwo ein Regal aufstellen müssen. Oder er trennt sich von so manchem Schmöker, was er jedoch nach eigenem Bekunden höchst ungern tut. „Wir haben auch noch nie ein Buch weggeworfen“, verrät er. Schließlich könnte man das Werk irgendwann nochmals lesen wollen oder es für irgendwas brauchen.

Timo Kremerius

Meist jedoch ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man Bücher nicht in die Papiertonne wirft. „Ich bringe schon mal ein Buch ins Regal bei Edeka und manchmal finde ich dort auch etwas, das ich mitnehme“, verrät er den Ort, an dem die meisten seiner „Doppelgänger“ landen.

Wo andere bei geschätzten 15 000 Büchern schon mal schnell den Überblick verlieren, ist Timo Kremerius bestens organisiert. Ein Bücherzimmer beherbergt die Taschenbücher, ein anderes die Kunstbände. Allesamt sind alphabetisch nach Autoren sortiert.

So ist Petra Hammesfahr nur einen Handgriff weit entfernt. Ebenso wie Hermann Hesse — den Kremerius ganz besonders schätzt. Steppenwolf, Narziß und Goldmund, Demian: Er hat sie alle gelesen. Hin und wieder nimmt er ein Buch auch zum zweiten Mal zur Hand — allerdings komme das eher selten vor. „Einen Games of Thrones-Band mit 600 Seiten schaffe ich in vier Tagen“, outet er sich selbst als Schnellleser. Man konnte es auch als intensiv bezeichnen — denn geschmökert wird überall. Im Bett, auf der Couch, im Arbeitszimmer: Irgendwer hat eigentlich ständig ein Buch in der Hand — und das wird selbstverständlich bis zur letzten Seite gelesen.

Obwohl: Es gab da im Leben des Timo Kremerius auch schon zwei Werke, die er verzweifelt aus der Hand gelegt hat. Eines davon waren „Die Leiden des jungen Werther“, das andere „Krieg und Frieden“ von Tolstoi. Goethe hätte sich wohl anhören müssen, dass man mit seinem Sprachgebrauch zuweilen Mühe hat. Und wer seine Werke kennt, wird das durchaus bestätigen können. „Bei Tolstoi bin ich so etwa in der Hälfte des Buches nicht mehr klargekommen mit den ganzen Leuten, die zur Geschichte gehören“, gesteht Timo Kremerius.

Gelesen wird übrigens ganz klassisch, mit einem Buch in der Hand. Nur im Urlaub darf´s auch schon mal ein E-Book sein — aus Bequemlichkeitsgründen.

Dafür geht Timo Kremerius und seiner Frau Marion wohl nie der Gesprächsstoff aus. Sie rufen sich Autorennamen zu, wie andere es mit Namen von Verwandten tun. Ein Gespräch über Bücher kann bekanntlich eine wunderbare Sache sein.

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