Malerin aus Hochdahl - Von der Autodidaktin zur Preisträgerin

Sie hat sich das Malen selbst beigebracht — und damit großen Erfolg: Ingetraut Stein.

Hochdahl. Dass sie Autodidaktin ist, dazu steht Ingetraut Doris Stein. Seit den 1980er-Jahren bildet sie sich regelmäßig fort, ist Gasthörerin an Kunstakademien, war unter anderem in Genf und in Düsseldorf. Jetzt hat sie in Maribor, der europäischen Kulturhauptstadt 2012, ihren ersten „richtigen Kunstpreis“ bekommen. „Das freut mich sehr. „So ein Preis gibt Antrieb“, sagt die 66-Jährige, die an der Fröbelstraße wohnt.

Ingetraut Steins Bilder sind vor allem Décollagen — zerstörte Collagen, aus denen etwas Neues entsteht. „Das fasziniert mich einfach“, sagt sie und schafft es, diese Kunstform immer wieder anders einzusetzen, zu verarbeiten und für immer neue Interpretationen zu nutzen. Sie malt mit Acrylfarbe, dazu kommen neben Zeitungsausschnitten, Bildern, Fotografien Marmorstaub, Seidenpapier und Quarzsand.

Auch das Bild „Outside“, mit dem sie sich in Maribor gegen mehr als 20 andere Künstler durchgesetzt hat, ist eine Décollage. Als Vorgabe erhielt sie lediglich eine Außen- und eine Innenaufnahme der Synagoge in der slowenischen Stadt.

Die Hochdahlerin hat die Fotografie auf Din-A3-Format vergrößern lassen und darum Symbole des jüdischen Lebens gruppiert, zum Beispiel den Davidstern, die Klagemauer oder die Menora. Nur angedeutet, leicht verfremdet, überarbeitet und übermalt ist so eine ganz neue Außenansicht der kleinen Synagoge entstanden.

„Da kam mir natürlich auch mein Theologiestudium zugute“, sagt Stein, die nach dem Abitur an der Kunstakademie in Düsseldorf studieren wollte. „Meine Eltern waren total dagegen“, erinnert sie. „Ich sollte etwas Anständiges lernen.“

Also ging sie nach Bonn und studierte dort Anglistik und Theologie auf Lehramt. „Aber ich war schon in meiner Jugend musisch interessiert“, sagt sie. „Die Malerei stand dabei immer im Vordergrund.“ Aber sie spielte auch die erste Geige im Schulorchester, trat mit dem Schultheater und später bei der Studio Bühne Bonn auf. „Aber das haben ich dann aufgegeben, das war zu zeitintensiv.“

In Bonn lernte sie ihren Mann kennen, einen Diplom-Physiker. Mit ihm ging sie nach dem Studium unter anderem nach Stuttgart und Hildesheim. „Dort habe ich in den 1980er-Jahren Privatunterricht genommen“, erzählt sie. „Man kann noch so talentiert sein, aber man muss die Grundlagen lernen.“

Stein ist nie stehengeblieben, hat sich immer weitergebildet, immer weiter gemalt. Sie hat Ausstellungen organisiert und Neues ausprobiert. „Ich bin experimentierfreudig“, sagt sie. Auf neue Themen, die sie sich auch selbst setzt und neue Projekte freut sie sich immer wieder.

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