Pfarrersfrau mit Vorliebe für Mord

Theologin, engagierte Christin, dreifache Mutter: Dorothea Kühl-Martini ist eine vielseitige Frau. Jetzt ist sie auch noch unter die Krimi-Autoren gegangen.

Pfarrersfrau mit Vorliebe für Mord
Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Als Ehefrau von Pfarrer Lutz Martini übernimmt Dorothea Kühl-Martini nicht bloß vielfältige Aufgaben im Pfarramt, bekocht und versorgt Gäste, bringt sich ins Gemeindeleben ein und ist in der Hospiz-Bewegung engagiert. „Geschrieben habe ich immer gerne“, benennt die studierte Theologin und dreifache Mutter — ein Adoptivsohn, zwei leibliche Kinder — ihr liebstes Hobby.

Ihr erstes Buch erschien 1997 und war ein fiktiver Briefwechsel mit dem Titel „Marilyn an Papst Johannes“. Es folgten ein Kinderkalender, ein Buch über Portugal und eines über das unterschiedliche Humorverständnis von Katholiken und Protestanten.

Es sind Fundstücke im Alltag, die Dorothea Kühl-Martini bevorzugt in ihren Büchern verwebt. Ehemann Lutz, den sie während der Studienzeit in Tübingen im ersten Hebräisch-Seminar kennen und später lieben lernte, leistet viel Notfallseelsorge. „Wir selbst leben sehr beschützt. Um uns herum passieren oft schreckliche Dinge.“ Über Jahre sammelte sie Stoff für einen Krimi, den hatte sie „lange liegen“, war aber unentschlossen, wie mit diesen „furchtbaren Geschichten, teilweise aber auch lustigen Anekdoten und kuriosen Episoden aus dem Leben von unmittelbaren Nachbarn“ umzugehen sei.

„Ich hatte Angst, die Leute erkennen sich wieder.“ Durch literarische Verfremdung wurde aus diesen verschiedenen Erlebnissen zwischen Taufe und Beerdigung dann Buch Nummer fünf, ihr erster Krimi, das „Sandheimer Requiem“. Ein Buch mit viel Lokalkolorit.

Vergebung, Verdammnis, Erbarmen und Erlösung als theologische Begriffe stehen nicht im Mittelpunkt, aber sind doch immer gegenwärtig. Kühl-Martini selbst mag klassische Kriminalromane, „an die skandinavischen Autoren wagte ich mich heran, aber die sind mir oft zu düster“.

Wenn sie einen „literarischen Gottesdienst in anderer Gestalt“ in der Gemeinde anbietet, schließt ihr Format aus Bibelworten plus Krimilesung inklusive Phantomzeichnungen und Tatortabriegelung „offensichtlich eine Lücke. Das kommt beim Publikum gut an.“

Bislang gab es pro Werk ein neues Thema und diesem Prinzip will die Autorin beibehalten. Als nächstes hat sie ein „ganz besonders spannendes Projekt“ im Köcher, nämlich den heute vergessenen Orient-Maler Max Rabe.

Auf dessen erstaunliche Arbeiten — der Mann war zu seiner Zeit ein überaus prominenter Zeitgenosse, der mit der Hautevolee rund um den Prinzen von Bulgarien befreundet war — kam sie durch einen 88-jährigen Berliner, ein alter Freund ihres Vaters, den sie regelmäßig besucht. „In dessen grotesk überfüllter Wohnung hängen unfassbar viele Gemälde von Rabe.“

Also begann sie zu recherchieren, fand alte Tagebuchaufzeichnungen des Künstlers, dessen Reise nach New York kurz vorm Börsen-Crash 1929 und tauchte in eine „ganz andere Welt ab“. In was für ein Genre dieses Werk dann einzuordnen ist, wird bislang nicht verraten.

Fest steht aber, dass sie auch zukünftig weder über ihr eigenes Leben als Pastorentochter, noch eventuelle Anleitungen zur tadellosen Herstellung von Mixgetränken etwas verfassen wird. In Anspielung auf ihren Nachnamen, der ja an einen kühlen Martini erinnern könnte, sagt sie: „Martini schmeckt mir nicht. Da bin ich mehr für ein Glas Rotwein.“

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