Rittersaal im Kartoffelkeller

Die Bruderschaft St. Sebastianus engagiert sich für den Erhalt historischer Gebäude wie das Heiligenhäuschen.

Erkrath. Es ist ein verstecktes Häuschen und steht doch gleich am Wegesrand. Wer von Unterbach aus über die Erkrather Straße fährt, den Friedhof Kreuzstraße fast erreicht hat, sieht die Wände aus rheinischen Schieferplatten links, hoch oben an der Böschung. „Das ist einer der ältesten christlichen Orte im weiten Umkreis“, sagt Theodor Meyer von der St. Sebastianus Bruderschaft.

Auf den heiligen Suitbert soll das Heiligenhäuschen zurückgehen. Der Missionar des Niederrheins soll dort im achten Jahrhundert eine heidnische Stätte christianisiert haben — 400 Jahre, bevor Erkrath eine katholische Kirche bekam. „An Allerheiligen und Karfreitag haben die Leute hier gebetet“, sagt Meyer.

Bei einer Führung der Bruderschaft staunte Besucher Oswald Laufer: „Ich wohne nicht weit weg von hier. Aber dass es so alt ist, habe ich nicht gewusst.“ Er bewundere, wie die Schützen sich für den alten Ort einsetzen.

Der 58 Jahre alt Meyer ist aktiv als Beisitzer im Vorstand der Bruderschaft. Als er 2006 Schützenkönig war, habe er einen Scheinwerfer gespendet, der das Häuschen von der gegenüberliegenden Straße aus anleuchtet, erzählt der Ingenieur für Gießereitechnik.

Regelmäßig schnitten die Bruderschaftsmitglieder die Hecken um das Häuschen zurück. „Es geht darum, das Motto ,Glaube, Sitte, Heimat’ vor Ort umzusetzen“, sagt Meyer. Seine Familie lebe seit 130 Jahren in Erkrath, stamme aus der Landwirtschaft.

In diesem Jahr braucht der historische Raum eine gründliche Renovierung. Einige Schieferstufen, die den Hügel hinauf führen, sind ausgebrochen, Boden und Wände müssen ausgebessert werden.

In der heutigen Form geht das Heiligenhäuschen zurück auf das Jahr 1617. Bernhard von Gohr, Richter in Mettmann, und seine Frau Christine ließen den christlichen Ort erneuern. Die letzte große Sanierung war 1910 — „in der Zeit von Pastor Josef Küppers“, wie Meyer sagt. Vor 25 Jahren hätten die Sebastianer erneut ausgebessert. „Damals kam das Bild des Heiligen Sebastianus in das Fenster. Vorher war da nur eine Landschaft aus dem Bergischen zu sehen“, sagt Meyer.

Die jetzt nötige Sanierung werde von Mitgliedern der Bruderschaft getragen, sagt Meyer: „Wir haben Fachleute für jeden Bereich.“

Auch am Luftgewehr-Schießstand der Bruderschaft, zwischen der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer und dem Kindergarten, haben die Mitglieder gearbeitet — Dachdecker, Zimmerleute und Maurer mit eigenen Handwerksbetrieben.

Gleich nebenan bauen die Brüder einen alten Keller aus, im Hügel unter der Kirche. In dem noch feuchten Raum mit Schiefergewölbe hatte das bis 1987 bestehende Kloster der Dernbacher Schwestern Kartoffeln gelagert. Ein sogenannter „Rittersaal“ soll dort entstehen — ein mit alten Gegenständen dekorierter Festraum für die Sebastianerjugend.

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