Traumjob 2.0 — vom IT-Experten zum Tagesvater

Stephan Bednarski hat seine Stelle als Computerexperte gekündigt und eröffnet eine Großtagespflege in der ehemaligen Tierklinik.

Hochdahl. Zehn Jahre lang hat der Hochdahler Stephan Bednarski (38) seinen Beruf als IT-Experte ausgeübt — dann kündigte er, um als Tagesvater zu arbeiten. Dafür hat er zusammen mit seinen Mitstreitern das Gebäude der ehemaligen Tierklinik Neandertal gemietet.

Herr Bednarski, warum haben Sie ihre Stelle aufgegeben?

Stephan Bednarski: Wir haben zwei eigene und zwei Pflegekinder. Familie und Job waren immer schwerer zu vereinbaren. Ich hatte einen Vorstandsposten bei einer AG als IT-Leiter. Da kamen schonmal freitagnachts Anrufe oder ich musste sonntags ins Büro. Weihnachten sagte dann eine Freundin: Geh doch nicht mehr arbeiten und sei Papa — das kannst du doch gut.

Das haben Sie dann gemacht?

Bednarski: Die Idee ist ganz schnell gewachsen. Im Februar habe ich gekündigt und mit der Umschulung begonnen.

Hat Ihr Chef nicht gesagt, dass Sie verrückt sind?

Bednarski: Alle haben das im ersten Moment gesagt. (lacht)

Und Ihre Frau?

Bednarski: Sie ist Grundschullehrerin und war sofort Feuer und Flamme. Sie unterstützt mich, wo sie nur kann. Sie ist auch Teil des Teams und bringt sich so gut sie kann mit ein. Jetzt hat man weniger Geld, aber dafür mehr Zeit mit der Familie.

Waren Sie bei der Umschulung der einzige Mann?

Bednarski: Im Kurs waren 17 Frauen und ich. (lacht) Die fanden das gut. Ich glaube, ich bin der einzige Tagesvater in Erkrath. Es gibt leider auch in Kitas nur wenige männliche Bezugspersonen.

Machen Tagesväter denn etwas anders als Tagesmütter?

Bednarski: Das glaube ich nicht. Wir singen, basteln und spielen genauso, und es gibt auch Frauen, die auf Bäume klettern. Aber wir haben für unsere Kinder auch absichtlich eine Kita ausgesucht, in der ein Erzieher arbeitet, damit auch eine männliche Bezugsperson da ist.

Wie sieht der Zeitplan für ihre Großtagespflege aus?

Bednarski: Die Bauarbeiten haben gerade begonnen. Die alte Tierklinik stand ja lange leer. Der Vermieter ist von unserer Idee begeistert. Jetzt muss im Inneren viel umgebaut werden. In drei Wochen soll alles fertig sein. Wir haben den 15. September zur Eröffnung angepeilt.

Und dann?

Bednarski: Das Haus ist mehr als 300 Quadratmeter groß. Die Mietkosten sind für eine Tagespflege schwer zu stemmen, deshalb ist mittlerweile ein kleines Projekt entstanden: das „Haus der Kinder“.

Was bietet das?

Bednarski: Angebote für Kinder und Eltern aller Art. Wir haben überlegt, was uns selbst gefehlt hat. Wir werden eine Großtagespflege für Kinder unter drei Jahren anbieten und eine für Schulkinder. Es wird einen kleinen Klamottenladen für Kinder geben, ein Eltern-Kind-Café und Kurse bei Dozenten, zum Beispiel zu Babymassage und Babygebärden.

Wie groß ist das Team?

Bednarski: Wir sind fünf Tageseltern, zwei Personen für den Kinderladen und eine Köchin. Das Projekt muss drei Familien ernähren. Ich glaube, das klappt.

Wie ist bisher die Resonanz?

Bednarski: Wir erhalten viel positives Feedback. Zum Jahreswechsel haben wir voraussichtlich nur noch zwei freie Plätze.

Glauben Sie, Sie bereuen den Schritt irgendwann?

Bednarski: Nein. Ich hatte einen tollen Job. Ich habe damals mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich freue mich, dass mir das jetzt zum zweiten Mal gelingt.

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