Fotograf Peter Hense: Der Geschichtenerzähler

Der Fotograf Peter Hense aus Ratingen zählt zu den besten seiner Branche. Seine Bilder berühren.

Ratingen. Der Vater trägt sein neugeborenes Kind, liebevoll hält er einen Arm um das kleine Bündel Mensch. Aus seinem Blick sprechen Fürsorge, aber auch Ungewissheit, wie es jetzt weitergehen soll. Denn das Kind kam in einem Krankenhaus in Nicaragua zur Welt — dem zweitärmsten Land Südamerikas.

Es ist ein Motiv des Fotode-signers Peter Hense aus Ratingen, der damit im Mai den Fotowettbewerb des Magazins National Geographic gewonnen hat. Monatlich zeichnet das Heft mit den Schwerpunkten Reportage, Wissenschaft und Natur einen Fotografen aus.

Bis zu 2000 Bilder werden jeden Monat eingereicht. Diesmal fiel die Wahl auf das Motiv des 56-jährigen Ratingers. „Es ist schon eine besondere Ehre, von einem solchen Magazin ausgezeichnet zu werden. Weiß man doch, dass hier nur die besten Fotografen der Welt die Gelegenheit erhalten, ihre Fotos zu veröffentlichen“, sagt Hense.

Und in der Tat — das Magazin ist unter Fotografen als Referenz für ihre Arbeit beliebt. Wessen Bild in dem Heft abgedruckt wird, hat es in der Branche geschafft. Das weiß Hense. „Ich hoffe natürlich, dass ich denen jetzt durch den Sieg beim Fotowettbewerb in Erinnerung bleibe, damit sie mich buchen.“

Dabei hat der Fotodesigner, der sein Handwerk an der Folkwanghochschule in Essen gelernt hat, schon jetzt alle Hände voll zu tun.

Und in seinem Schaffen als Fotograf ist er abwechslungsreich: Er fotografiert Topmanager für Unternehmensmagazine, lichtet Hochzeitspaare ab, macht Landschaftsaufnahmen, liefert Bilder von Politikern und Prominente für Nachrichten- und High-Society-Magazine oder schießt — einmal im Jahr — das aktuelle Ratinger Karnevalsprinzenpaar.

Denn in seiner Wahlheimat Ratingen ist er im Karnevalsausschuss aktiv und beweist damit lokale Verbundenheit.

Trotz seines beruflichen Erfolgs ist er bodenständig geblieben, lebt mit seiner Frau und seinem 15-jährigen Sohn in seinem Haus im Ratinger Stadtteil Breitscheid in eher ländlicher Umgebung. Metropolen wie New York hängt er sich lieber als Großaufnahme an die Wand.

Tina Turner, Diana Ross, Goldie Hawn, Bob Geldorf und Brian Ferry — sie alle hatte Hense schon vor seiner Linse. Auch Silvio Berlusconi konnte er bei einem EU-Gipfel in Essen für das Fotomagazin Stern-View für eine Aufnahme erwischen.

Doch trotz Glamour-Faktor und Bewunderungsstatus sind das nicht die Fotos, die ihm den meisten Spaß bereiten. „Das ist zwar schon was, aber die Bilder mit den Promis erzählen keine Geschichte — im Gegenteil zu dem hier“, sagt er und klickt auf seiner Maustaste.

Es öffnet sich eine Galerie mit zahlreichen Schwarz-Weiß Aufnahmen. Es sind Bilder von Straßenkindern in Kolumbien, die in Slums Wasser tragen oder die im Senegal hungern müssen und nicht wissen, wie lange sie noch leben werden. „Das sind Geschichten in einem Bild. Das fasziniert mich viel mehr“, sagt der Fotograf.

Wichtig sei ihm jedoch, dass sie nicht reißerisch sind. „Wieso sollte ich das typische Biafrakind zeigen, um zu erzählen, wie schlecht es den Menschen in Afrika geht, wenn das auch viel subtiler geht?“

Dass er irgendwann einmal nicht mehr mit der Kamera unterwegs ist, kann sich Hense nicht vorstellen, „weil es noch so viele Geschichten zu erzählen gibt“.

Und Hense hat einen Traum: „Für mein Uni-Examen 1982 habe ich eine Rundreise durch Mittelamerika gemacht, bei der auch das Foto mit dem Vater entstanden ist. Ein Stopp war neben Nicaragua auch Kuba. Und es wäre toll, wenn ich jetzt noch einmal dorthin könnte, um festzuhalten, wie sich das Land entwickelt hat.“

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