Fracking im Kreis Mettmann? Erdgassuche schreckt Bürger auf

Mehr als 200 Menschen aus dem ganzen Kreisgebiet kamen zur Info-Veranstaltung zum Thema „Fracking“.

Kreis Mettmann. Die Sorgen sind groß bei den Bürgern. Und ihre Haltung gegenüber der Fracking-Methode, der unkonventionellen Erdgasförderung, bei der Chemikalien ins Erdreich gepumpt und künstliche Risse im Gestein erzeugt werden, ist eindeutig: Sie wollen nicht, dass in der Region gebohrt wird, weil sie ihr Trinkwasser in Gefahr sehen, wenn Chemie ins Grundwasser gelangt. Das wurde am Donnerstagabend bei einer Infoveranstaltung zum Thema deutlich.

Die SPD im Kreis Mettmann hatte zu der Veranstaltung in den „Club“ Heiligenhaus eingeladen, nachdem in den vergangenen Wochen bekannt wurde, dass das Unternehmen Wintershall vorhat, mit Hilfe von Bohrungen nach Erdgas in der Region zu suchen (wir berichteten). Mit 200 Besuchern aus dem ganzen Kreis Mettmann wurde die Veranstaltung geradezu überrannt.

Und ihnen ist die Methode, mit der Erdgas gewonnen werden soll, nicht geheuer. „Wir wollen das nicht vor unserer Haustür haben. Wir haben doch schon schlechte Erfahrungen mit der CO-Pipeline gemacht. Jetzt will wieder ein Unternehmen hier irgendwas machen, was gefährlich ist. “, sagte Besucherin Eva Brodschak, die aus Erkrath zur Info-Veranstaltung gekommen war. Sie wünscht sich, dass die Bürger an solchen Verfahren mehr beteiligt werden.

Dies war von vielen an diesem Abend zu hören. Tenor außerdem: die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Genehmigungsverfahren müssten geändert werden. Denn bis jetzt ist weder eine Umweltverträglichkeitsprüfung noch in irgendeiner Art und Weise eine Beteiligung der Bürger Voraussetzung für die Bohrungen, wenn tatsächlich Erdgas gewonnen werden soll.

Dies bemängelte Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), der als einer der Experten zum Thema eingeladen war. „Fracking ist eine radikale Methode, weil ein ganzer Chemiecocktail ins Erdreich gepumpt wird. Nicht umsonst hat das Landesumweltamt eine Risikostudie in Auftrag gegeben.“

Die Ergebnisse dieser Studie, erfuhren die Besucher, sollen im Herbst vorliegen. Bis dahin darf nicht gebohrt werden. „Aber was ist, wenn doch gebohrt wird?“, war die allgemeine Frage im Raum. „Und wie kann garantiert werden, dass das sicher ist?“

Michael Blum versuchte zu beruhigen. Er war als Vertreter des Unternehmens Wintershall zu Veranstaltung gekommen. Der Konzern hat bereits die Konzession durch die für den Bergbau zuständige Bezirksregierung Arnsberg für das sogenannte Aufsuchungsfeld „Ruhr“ erhalten.

Und zu diesem gehören auch weite Teile des Kreises Mettmann. „Nach menschlichem Ermessen ist das Risiko, dass Chemikalien in Grundwasser gelangen, sehr gering“, sagte er. Sein Unternehmen habe auch gar nicht vor, mit der Fracking-Methode Erdgas zu gewinnen. „Es geht ja jetzt nur um die Untersuchung der Böden, ob Erdgas überhaupt da ist.“

Mehrmals hakten die Bürger aber nach — wie Manfred Schule: „Warum bohren Sie, wenn Sie gar kein Fracking machen? Das macht doch keinen Sinn.“

Blum gab daraufhin keine eindeutige Antwort. „Bis die Ergebnisse der Risikostudie im Herbst vorliegen, darf es sowieso keine Untersuchungsbohrungen geben“, sagte er. Wenn wir dann bohren dürfen, dann nur bis zum Jahr 2013. „Was danach passiert, das sind ungelegte Eier. Darüber kann man keine Aussage treffen.“

Für die Besucher war diese Aussage unglaubwürdig. Sie schüttelten mit dem Kopf, mancher warf in den Raum ein „Das kann der doch niemanden erzählen“. Und wie auf der Info-Veranstaltung seitens des BUND bekanntwurde, formiert sich in Heiligenhaus schon die erste Bürgerinitiative gegen das Fracking. In anderen Städten des Kreises gibt es ähnliche Überlegungen.

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