Fundort Neandertal: Weltkulturerbe?

Sollte der Fundort Neandertal den Titel „Weltkulturerbe“ bekommen, würde das die gesamte Region beflügeln, sind sich die Verantwortlichen im Kreis sicher.

Kreis Mettmann. Der Kölner und der Aachener Dom haben den Titel, die Altstadt von Regensburg ebenso und auch die Museumsinsel in Berlin können sich mit der Auszeichnung schmücken: Sie alle sind „Weltkulturerbe“. Und wenn die Unesco sich von der Stiftung Neanderthal Museum überzeugen lässt, dann könnte in ein paar Jahren auch der Fundort Neandertal auf der Weltkulturerbe-Liste der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur stehen.

Im November vergangenen Jahres hat die Stiftung die Bewerbungsunterlagen beim Bauministerium des Landes Nordrhein-Westfalen eingereicht. Dieses trifft eine Vorauswahl von Denkmälern, die dem Bund gemeldet werden. „Unsere Abschlussbewertung, welches Denkmal wir vorschlagen, läuft derzeit noch“, sagt Ministeriumssprecher Bernhard Meier. In wenigen Tagen werde aber sehr wahrscheinlich feststehen, welche Kandidaten weiter im Rennen sind.

In den vergangenen Wochen war eine fünfköpfige Jury aus Fachleuten für Archäologie, Denkmalpflege und Industriekultur bei diversen Ortsterminen, um die Monumente in Augenschein zu nehmen. „Ist die Auswahl getroffen worden, müssen wir als Land dem Bund die Kandidaten bis zum 1. August melden“, sagt Meier. Die Kultusministerkonferenz entscheide dann im kommenden Jahr darüber, welche Denkmäler sie der Unesco vorschlägt.

Dass der Fundort es verdient hat, auf die Liste der Unesco zu kommen, steht für Gerd-Christian Weniger, Vorsitzender des Stiftungsrates und Museumsdirektor, fest. „Weltweit kennt jeder den Begriff Neandertaler oder zumindest hat jeder eine Assoziation dazu“, sagt er. Insofern seien der Fundort und das Neandertal bereits im Weltgedächtnis verankert. „Nun sollte die Fundstelle auch offiziell den Titel bekommen“, findet Weniger.

Drei Seiten hat Weniger an das Ministerium geschrieben und darin begründet, warum aus seiner Sicht die Fundstelle des Weltkulturerbe-Status verdient hat. „Der Fund des Neandertalers ist ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Hier wurde erstmals belegt, dass der fossile Mensch existiert“, steht in der Bewerbung. Er sei ein einzigartiges Zeugnis für die Menschenform des Neandertalers und die Idee der Evolutionstheorie.

„Insofern haben der Fundort und das Neandertal sicherlich eine größere Bedeutung als so manche Schlösser oder Klöster, von denen es schon viele auf der Weltkulturerbe-Liste gibt“, sagt der Museumsdirektor. Gut sei der Status Weltkulturerbe für das Neandertal aber auch deshalb, „weil der Titel ein touristisches Premiumlabel ist, mit dem man natürlich auch ganz anders für die Region werben kann“.

Das sieht auch Meike Uthoff, Tourismusexpertin beim Kreis Mettmann, so. „Der Titel wäre nicht nur für das Neandertal gut, sondern für den gesamten Kreis Mettmann, der ja als Neanderland vermarktet wird“, sagt sie. Uthoff ist sich sicher, dass der Status die Region beflügeln würde. „Sie würde durch den Status des Fundortes als Weltkulturerbe eine viel höhere Aufmerksamkeit erzielen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit.“

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