Gefräßige Hyänen in Erkrath und tödliche Haie in Ratingen

Im Aquazoo Düsseldorf dokumentieren viele Funde aus dem Kreis Mettmann Teile der Evolution.

Kreis Mettmann. Hyänen und Wollnashörner in Erkrath, Haie in Ratingen, Korallen in Mettmann? „Sie würden sich wundern, wie es hier in grauer Vorzeit ausgesehen hat und welche Tiere hier lebten“, sagt Silke Stoll, Kuratorin des Düsseldorfer Aquazoo/Löbbecke-Museums: „Und sie haben Spuren hinterlassen.“

Spuren, die in den wissenschaftlichen Sammlungen des Instituts gesammelt werden — und immer wieder ins Kreisgebiet führen. „Wir haben hier Exponate aus sämtlichen kreisangehörigen Städten. Ob es sich nun um längst ausgestorbene oder heute noch lebende Arten handelt.“

„Dieses Tier hat tatsächlich inErkrath gelebt“, sagt die Wissenschaftlerin und schmunzelt. Anschließend holt sie einen Unterkiefer aus der Schublade. „Oder besser gesagt: Es lebte einst dort, wo heute Hochdahl liegt.“ Damals, im Oberpleistozän vor 14 000 bis 90 000 Jahren, herrschte die letzte Eiszeit. „Das waren Bedingungen, die wir uns heute nur schwerlich vorstellen können“, so Stoll.

In den Händen hält die Wissenschaftlerin den Kiefer einer Fleckenhyäne. Deutlich sind die Zähne eines Raubtieres zu erken- nen. Messerartige Backen- und spitze Reißzähne — ideal zum Zerteilen und Zerreißen von Fleisch.

Zu den Beutetieren der Hyäne, deren Nachfahren heute in Afrika leben und keinesfalls nur Aas fressen, mögen einst auch die gewaltigen Wollnashörner gehört haben. „Von denen haben wir ebenfalls Zähne“, sagt die Kuratorin und zieht eine weitere Lade auf.

Mächtige Backenzähne zum Zermahlen von Wurzeln und Gräsern deuten auf den zotteligen Pflanzenfresser hin. Er wog bis zu drei Tonnen und war mit einem Furcht erregenden Horn bewehrt.

Allerdings wird vermutet, dass das Tier damit in erster Linie die Schneedecke weggeschoben hat, um an die darunter liegenden Pflanzen zu gelangen. „Die Zähne unseres Nashorns wurden eben falls in Erkrath gefunden“, sagt Stoll. „In der Sandgrube Teufelsloch.“

Dass zumindest Teile des Kreises Mettmann einst unter Wasser lagen, beweisen Haifischzahn-Funde aus Lintorf. Sie traten beim Aushub im ehemaligen Bleibergwerk „Schacht Georg“ zutage. „Die Zähne stammen von einer Haiart namens ,Isurus gracilis’“, erklärt Stoll. Zu den „Isurus“ zählt heute der Mako-Hai; „gracilis“ bedeutet so viel wie schlank — es könnte also ein schlanker Mako gewesen sein, der vor Millionen Jahren die Gewässer im heutigen Lintorf unsicher gemacht hat.

Auch versteinertes Palmholz aus Ratingen, Seelilienköpfe aus Heiligenhaus-Isenbügel, zu den Ammoniten zählende, bis zu 400 Millionen Jahre alte Goniatiten und Muschelabdrücke aus Wülfrath, fossile Schnecken aus Gruiten-Dorf oder in Mettmann gefundene Korallenkalke zeugen von einer längst vergangenen, fernen Welt.

„Immer wieder stoßen wir auf diese Relikte der Urzeit“, sagt Silke Stoll. „Vor allem, wenn Bauprojekte anstehen.“ So wurden beim Ausbau der B 224 in Velbert gut erhaltene Trilobiten gefunden. „Trilobiten waren meeresbewohnende Gliederfüßer“, erklärt die Wissenschaftlerin.

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