Gute Nacht auf fremden Sofas

Wer nicht im Hotel übernachten möchte, kann kostenfrei ruhen: Bei Menschen, die er übers Internet kennen gelernt hat.

Erkrath. Die eigenen vier Wände sind den meisten Leuten heilig. Andere aber haben Problem damit, ihre Wohnung mit anderen zu teilen. Maya Schulze (35) aus Erkrath stellt seit 2006 regelmäßig Wildfremden ihre Couch zur Verfügung. Sie lernt ihre Besucher auf der Internetseite „Couchsurfing“ kennen. Das Prinzip: Anstatt in einem Hotel zu schlafen, können Urlauber in fremden Städten bei anderen Leuten übernachten — kostenlos.

Zu finden sind Sofas in New York, Paris, London und Berlin, aber eben auch in kleinen Städten wie Erkrath, Monheim oder Ratingen — die vermeintlich unattraktiver sind für auswärtige Gäste als die Metropolen.

An diesem Wochenende schläft Andrea S. bei Maya Schulze. Die Dortmunderin nimmt an einer Tagung in Düsseldorf teil und hat Maya Schulze über das Internet gefunden. Jeder User („Benutzer“) hat eine Profilseite, auf der er sich vorstellt — und Bewertungen bekommt. Auf Maya Schulzes Seite ist etwa zu lesen, dass sie „eine exzellente Gastgeberin“ sei.

Für die Wahl-Erkratherin ist es nicht der erste Gast. Die Ingenieurin wird mindestens ein Mal pro Monat angeschrieben. 20 Gäste hat sie bereits aufgenommen, „aus Polen, Italien, Russland und sogar aus Südamerika“.

„Bei mir war mal ein Gast, der ursprünglich aus Hilden kam, aber nicht mehr in Nordrhein-Westfalen wohnt. Der wollte seine alte Heimat besuchen“, sagt Maya Schulze. Aber gezielt nach Erkrath wolle die Mehrzahl ihrer Besucher nicht, sondern vielmehr nach Düsseldorf. „Aber meine Gäste finden es hier ruhig und schön.“

Einen ganz besonderen Service bietet die Ingenieurin ihren Besuchern außerdem: „Ich hole die Leute oft von der S-Bahn-Station ab. Sonst ist meine Wohnung doch etwas schwer zu finden.“ Aufdrängen will sie sich ihren Besuchern aber nicht — so ist das Prinzip auch nicht gedacht. „Mit manchen Gästen ist man auf einer Wellenlänge und quatscht viel, andere übernachten nur bei einem“, sagt Maya Schulze.

Obwohl Maya Schulze die Möglichkeit hätte, bei anderen Couchsurfern zu übernachten, nutzt sie das nur selten: „Ich nehme lieber Leute auf.“ Auch Männer. „Ich habe Vertrauen.“

Den Gewinn, den die Wahl-Erkratherin aus dem Couchsurfing zieht: „Es ist toll, Leute aus der ganzen Welt bei sich zu haben.“ Zwar seien ihre südamerikanischen Besucher ziemlich unordentlich gewesen, hätten aber für sie gekocht. Andere Gäste haben den Kühlschrank gefüllt.

Von ihren Besuchern bekommt Maya Schulze regelmäßig Mitbringsel aus deren Heimat. Zu den bisherigen Gastgeschenken gehören Wodka aus Polen oder Handtücher mit traditionellen Bildern aus der Türkei.

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