Alte Pumpstation: Arbeiterwohlfahrt zeigt persönliche Gepäckstücke

100 ganz persönliche Gepäckstücke zeigt die Arbeiterwohlfahrt ab 7. November in der alten Pumpstation.

Alte Pumpstation: Arbeiterwohlfahrt zeigt persönliche Gepäckstücke
Foto: Staschik

Haan. Eine nicht alltägliche Idee hatte vor einigen Jahren ein Kölner Bestatter: Fritz Roth — der inzwischen selbst nicht mehr unter den Lebenden weilt — forderte 100 Mitmenschen auf, einen Koffer für die letzte Reise zu packen.

Gefragt wurden Menschen aller Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Die Idee dahinter: Was soll mit, wenn der Platz beschränkt ist? „Die Leute haben zum Teil wochenlang darüber nachgedacht“, weiß Frieder Angern von der Haaner Awo. „Es sind ganz unterschiedliche Sachen gewesen, aber unterm Strich wurde das genommen, was für sie von Wert und wesentlich ist.“

Was sie eingepackt haben, ist seit Jahren in einer Wanderausstellung zu sehen. In den jeweiligen Ausstellungsorten werden die (Kölner) Koffer immer auch mit Koffern aus der Ausstellungs-Stadt ergänzt.

Die Ausstellung, die demnächst in Haan zu sehen ist, zeigt aber nicht nur die Koffer samt Inhalt, sondern auch den Beipackzettel. Alle Kofferbestücker haben notiert, warum sie was eingepackt haben.

Frieder Angern und Jutta Barz von der Awo waren so fasziniert von dem Ausstellungskonzept, dass sie es unbedingt nach Haan holen wollten.

Eins war ganz früh klar: „Im November wollten wir die Koffer in Haan haben. Dann sind die Totengedenktage“, erklärt Jutta Barz. Dann habe man die geeigneten Ausstellungsräume gesucht und dabei an die Alte Pumpstation gedacht.

Jochen Siebel findet es gut, wenn sich die Menschen rechtzeitig mit dem Tod auseinandersetzen und ist gegen den Trend zur anonymen Bestattung. Das hat er mit dem Erfinder der „Koffer für die letzte Reise“ gemeinsam. Bestatter Fritz Roth hat das Verabschieden der Verstorbenen für einen wichtigen Bestandteil unserer Kultur gehalten.

Geldgeber fanden die Haaner bei ihrem Verband: Die Awo ist mit 20 Prozent der Kosten dabei. Von der Glücksspirale gibt es einen Zuschuss und durch die Besucher soll weiteres Geld hereinkommen: „Der Eintritt ist frei. Über Spenden freuen wir uns“, steht auf dem Flyer zur Ausstellung. Geld soll auch ein kleiner Koffer aus festem Papier bringen, den die Besucher als Bastelbogen für einen Euro erwerben können.

Blieb noch die Frage, wer sich um die Besucher kümmert. Diesen Part übernimmt die Christliche Hospiz- und Trauerbegleitung Haan. „Ehrenamtliche Mitglieder wollen Besucher durch die Ausstellung führen,“ erzählt deren Vorsitzender Helmut Taufer.

„Wir lesen Texte aus ,Dieser Mensch war ich’ von Christiane zu Salm. Sie hat kurze Berichte aus der Trauer- und Sterbebegleitung zusammengestellt. Wir haben aber auch Schulklassen eingeladen und gleich zur Eröffnung kommt der Sohn von Fritz Roth.“

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