Bauarbeiter finden Skelett

Bei Sanierungsarbeiten am Nikolausturm sind menschliche Gebeine zu Tage gefördert worden. Jetzt buddelt ein Archäologe.

Gruiten. Die Gebeine liegen so ordentlich in der braunen nassen Erde, dass auch dem Laien auffällt, dass in unmittelbarer Nähe zum alten Nikolausturm irgendwann vor Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten ein Mensch begraben wurde.

Seit Montag laufen die Sanierungsarbeiten des zum Teil etwa 1000 Jahre alten Gemäuers auf dem katholischen Friedhof. Bei der Beseitigung der Erdaufschüttung an der Nordseite und dem Freilegen des Turmsockels legte Till Leeser von der Firma Kaspars Garten- und Landschaftsbau mit seiner Baggerschaufel das Skelett frei. Und rief Jost Mergen herbei.

Der Archäologe vom Amt für Bodendenkmalpflege (Außenstelle Overrath) begleitet die Arbeiten in dieser Woche. „Es verwundert eigentlich nicht, dass wir hier ein Grab finden“, sagt er. Schließlich steht der Kirchturm auf einem Friedhof, auf dem seit dem 15. Jahrhundert Menschen beerdigt werden.

„Wir hatten befürchtet, dass wir während der Sanierungsarbeiten auf alte Gräber stoßen“, sagt Lothar Weller, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Haan, der auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Alter Nikolausturm Gruiten ist. Auf alten Skizzen seien die längst vergessenen Grabstätten verzeichnet.

„Ich kann nicht sagen, wie alt das Skelett ist“, sagt Mergen, während er die Knochen mit der Schaufel freilegt. Die Baggerschaufel hat den Schädel leicht beschädigt. Auch das kann bei solchen Arbeiten passieren. „Wir dokumentieren und fotografieren, was hier liegt, und nehmen den Fund mit“, sagt Mergen. Denn der Bereich rund um den Kirchturm soll auch als Bodendenkmal ausgewiesen werden. Den Kirchturm und die ihn umgebende sogenannte Welschenmauer hat die Stadt schon vor einigen Jahren unter Denkmalschutz gestellt.

Einen Baustopp wird es nicht geben — zur Freude der Frauen und Männer aus der Arbeitsgemeinschaft, die die Sanierung unterstützen und weiter um Spenden werben.

„Die Summe, die 102 000 Euro, die wir für die Sanierung eingeplant haben, haben wir zusammen“, sagt Norbert Julius, Vorsitzender des Fördervereins St. Nikolaus Gruiten, der mit der Arbeitsgemeinschaft die Sanierung begleitet. „Aber noch wissen wir nicht, ob wir damit hinkommen“, räumt er ein. Der Fund des Skeletts beispielsweise habe am Mittwoch Vormittag auch wieder für Verzögerungen bei den Arbeiten gesorgt. Aber noch ist er zuversichtlich, dass er und seine Mitstreiter auch mögliche Mehrkosten über Spenden finanzieren können.

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