Denkmal: Denk mal an Stadtgeschichte

Fachwerk, Schiefer, Stein und Lehm sind Zeugen der jahrhundertealten Vergangenheit Haans.

Haan/Gruiten. Haan ist eine Stadt mit Geschichte. Viele Denkmäler, besonders in Gruiten, zeugen von der Vergangenheit des Ortes. 138 Denkmäler sind derzeit in der Denkmalliste der Stadt Haan verzeichnet. Darunter 131 Baudenkmäler.

In Anbetracht einer solch großen Auswahl fällt es Lothar Weller vom Bergischen Geschichtsverein schwer, das seiner Meinung nach schönste historische Bauwerk der Stadt zu nennen. „Man kann gar nicht sagen, welches Denkmal besonders wertvoll ist“, sagt er. Das älteste hingegen kann er benennen — ohne in einen persönlichen Gewissenskonflikt zu geraten: die alte Kirche in Gruiten.

Experten vermuten, dass das Gotteshaus an der Mettmanner Straße um 1075 gebaut wurde. Heute ist nur noch der Turm erhalten. „Der ist etwa 100 Jahre später entstanden“, sagt Weller. Das Kirchenschiff ist wegen Baufälligkeit im Jahr 1894 abgerissen worden. Die Gruitener müssen ziemlich fromm gewesen sein. So gab es dort in einem Zeitraum von 15 Jahren (1879 bis 1894) drei Kirchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gruiten gerade einmal 1000 Einwohner.

Doch nicht alles, was alt ist, hat auch den Anspruch darauf, zum Denkmal ernannt zu werden. „Es gibt zum einen historische Hintergründe, das Bauwerk kann aber auch in die Liste aufgenommen werden, weil es außergewöhnlich oder einmalig ist“, sagt Karl-Heinz Dierdorf von der städtischen Denkmalbehörde.

Theoretisch kann also auch ein Haus, das erst am Donnerstag fertiggestellt wurde, als schützenswert gelten. Darüber entscheidet der Landschaftsverband Rheinland. Er erstellt ein Gutachten zum potenziellen Denkmal. „Ebenso muss ein Denkmal nicht schön sein oder sich in perfektem Zustand befinden. Entscheidend (. . .) ist allein der an der Bausubstanz fest zu machende historische Zeugniswert“, heißt es in den Kriterien.

Beispiel hierfür ist die Don-Bosco-Schule an der Thienhausener Straße. Als wirklich schön wird wohl kaum jemand, der das schmucke Gruiten kennt, dieses Haus bezeichnen. Und dennoch: 2006 wurde die Schule in die Denkmalliste aufgenommen, weil es ein „typisches Gebäude der Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg“ ist.

Ein Großteil der Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, sind Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die typisch für die Region sind. Etwas älter ist das „Haus am Quall“. Viele Jahre war es — urkundlich wurde es erstmals 1437 erwähnt — gar nicht sichtbar. Es war im Laufe der Jahrhunderte zugebaut worden.

„Nur an der Nordseite konnte man etwas von der schweren Mauer erkennen“, sagt Weller. In mehreren Schritten wurden das Haus und der Fachwerkanbau umfangreich saniert. „Niemand hätte glauben können, dass aus der Ruine eine so schöne Bauernburg wird“, sagt er.

Besondere Bedeutung für die Haaner hat das Haus Stöcken: Der Haaner Dichter Jakob Litsch hat dort bis 1980 gelebt. Er verfügte, dass das Haus nach seinem Tod in den Besitz der Stadt übergeht. Litsch stellte aber eine Bedingung: Das Haus muss immer für alle Haaner zugänglich sein.

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