Die Tage von Hof Berenkamp sind gezählt

Die einst landwirtschaftlich genutzte Hofschaft wird abgerissen. Der Denkmalschutz wurde aufgehoben, weil die Mängel an dem Gebäude zu groß sind.

Haan. Die Fenster sind schon ausgebaut, hinter dem Haus stehen ein Bagger und ein großer offener Container. Nachdem die Stadt die Abrissgenehmigung für den Hof Berenkamp an der Kampstraße erteilt hat, sind die Tage des bis vor kurzem noch unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes gezählt.

„Ich habe sehr für den Erhalt des Hauses gekämpft“, sagt der ehrenamtliche Denkmalbeauftragte der Stadt, Horst Wehnert. Seit vier, fünf Jahren habe er immer wieder auf den Zustand des Fachwerkhauses hingewiesen, sogar einen Termin mit dem Landeskonservator vereinbart. Der war es jetzt laut Wehnert auch, der der einstigen Hofschaft in einem Fachgutachten irreparable Schäden attestierte. „Der Denkmalbehörde blieb nichts anderes übrig, als den Denkmalschutz aufzuheben“, sagt Wehnert. „Ich war sehr traurig.“ Erhalten bleibt und weiterhin unter Denkmalschutz steht nur das barocke Brunnenhäuschen auf dem Gelände des Hofes.

„Ich befürchte allerdings, dass dieses Brunnenhäuschen im Zuge der Abrissarbeiten beschädigt wird“, sagt Paul Zimmermann, zweiter Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins. Er bedauert nicht nur den Abriss des Gebäudes, sondern auch den Verlust einer der ältesten Haaner Haustüren. „Ich weiß leider nicht, was mit der Tür passiert“, sagt Zimmermann.

Hof Berenkamp wird schon vor knapp 300 Jahren in der sogenannten Huldigungsliste von 1731 erwähnt, einer Liste der damals in Haan ansässigen Familien. Erfasst sind die Namen der Haushaltungsvorstände, bei Witwen teilweise auch der Name eines Sohnes. Für Hof Berenkamp wird darin „Peter Tang aufem Berrencamp“ aufgeführt. „Das war mit Sicherheit ein landwirtschaftlicher Hof, klassische Wohnhäuser gab es damals noch nicht“, sagt Lothar Weller, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins. „Wir bedauern es sehr, dass wieder so ein schönes Haus wegkommt.“

Architekt Karl-Heinz Dierdorf, bei der Stadt für den Denkmalschutz zuständig, kann die Betroffenheit nachvollziehen. „Das war ein schönes Gebäude“, sagt er und versichert: „Wir haben uns die Entscheidung nicht einfach gemacht.“ Vor etwa drei Jahren habe der Eigentümer den Antrag gestellt, den Denkmalschutz aufzuheben und ein entsprechendes Gutachten vorgelegt, dass mehr als die Hälfte des Hauses abgängig sei. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes zweites Gutachten, das die Schädigung der als Denkmal verwertbaren Substanz untersuchte, bestätigte den maroden Zustand des Gebäudes. „Man hätte es wieder aufbauen können, aber dann wäre es ein Neubau gewesen“, sagt Dierdorf.

Nicht nur, dass eine Ecke des Hauses bereits einsturzgefährdet war, auch viele versteckte Mängel seien ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen. Das bestätigt Horst Wehnert. „Die Fachwerkkonstruktion war sehr angegriffen“, sagt er. Die Standsicherheit war nicht mehr gegeben, die Ausfüllungen des Fachwerks unter anderem mit Pilz befallen.

Laut Dierdorf liege das auch an Fehlern, die beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurden, als dringend Wohnraum benötigt wurde. „Damals wurde nicht immer fachmännisch aufgebaut“, sagt er. Und die baulichen Mängel treten erst Jahrzehnte später zu Tage.

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