Die Traditionen bestimmen den Kirmesmontag

Der dritte Tag des Volksfestes begann mit einem Gottesdienst auf dem Auto-Scooter.

Die Traditionen bestimmen den Kirmesmontag
Foto: Olaf Staschik

Haan. Während der Fürbitten erklingt das Geschepper von Bierfässern. Während des Glaubensbekenntnis ist Babygeschrei und Hundegebell zu hören. Und wer beim Sprechen des Vaterunser nicht die Augen schließt, der schaut auf die Zeichnung einer überlebensgroßen, leicht bekleideten Frau, deren bloßer Oberkörper nur notdürftig von einem knappen T-Shirt bedeckt ist.

Das Feuerwerk am Dienstag bildet den Abschluss der Kirmes.

Das Feuerwerk am Dienstag bildet den Abschluss der Kirmes.

Foto: Fries

Einen ökumenischen Gottesdienst feierten Ulrike Peters, Gemeindeassistentin der Katholischen Gemeinde St. Chrysanthus und Daria, sowie Pfarrer Frank Weber, Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann, am Montagmorgen auf dem Auto-Scooter der Familie Osselmann an der Kaiserstraße. Der Gottesdienst, erstmals 2006 gefeiert, ist mittlerweile liebgewonnener Brauch. Die Besucherzahl ist in diesem Jahr größer als in den vorangegangenen: Rund 120 Besucher haben auf Bierbänken oder in den Selbstlenkern Platz genommen.

„Wir sind jedes Jahr hier, weil das dazugehört“, sagt Rosa Holsneimann. Und ihre Freundin Heink Neumann ist überzeugt: „Wenn man hier lebt und wohnt, dann ist das Tradition.“ „Über die Stränge schlagen“, so lautete diesmal das Motto des Gottesdienstes, und die Geistlichen vermochten es trotz des morgendlich beginnenden Kirmestrubels Augenblicke der Andacht und des Nachdenkens zu schaffen. „Aber ist Gott nur in unseren Gotteshäusern zu finden?“, fragt Ulrike Peters und antwortet selbst: „Indem wir hier feiern, wo für uns eine Auszeit, aber für die Schausteller der Alltag stattfindet, können wir uns bewusstmachen, dass Gott überall unter uns sein will.“

Derart geistig erfrischt strömen die Besucher nach dem Gottesdienst in alle Himmelsrichtungen, viele ein paar Meter weiter zum Hahneköppen. Schnell ist die Aktionsfläche des Traditionsvereins „Haaner Hahneköppen 1999“ umringt von Menschen. Die Augen verhüllt von einem dicken, braunen Fleece-Stoff versucht Michaela ihr Glück. Mit einem Säbel in der Hand geht sie auf den Korb zu, aus dem der Kopf eines echten, toten Huhns heraushängt. Eifrig brüllen ihr die Zuschauer Kommandos zu. „Vor, vor, vor!“, wenn sie noch einen Schritt vorangehen soll, oder „tiefer, tiefer, tiefer!“, wenn sie den Säbel in die richtige Position bringen soll. Ihr Schlag misslingt, das Publikum applaudiert dennoch.

Zwölf Hühner hat der Verein zum Hahneköppen bereit gestellt. Einen Euro Startgeld kostet es, mit einem einzigen Schlag sein Geschick unter Beweis zu stellen. Dafür gibt’s zunächst wahlweise Korn oder Kräuterschnaps sowie einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Dann taumeln die Kandidaten blind in Richtung Korb, einzig angeleitet von den lauten Rufen des Publikums.

„Wir haben uns vorher intensiv über das Veterinär-, das Tierschutzgesetz und das Lebensmittelrecht schlau gemacht“, erinnert sich Gründungsmitglied Gabriele Haage an den Beginn des Spektakels vor 15 Jahren. „Wir nutzen keine lebenden Hühner“, betont sie. Alle Tiere stammen von Bauern aus der Region und würden gesetzeskonform geschlachtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort