Haaner Regisseur Berengar Pfahl verfilmt Kriegs-Odyssee

Haaner Regisseur inszeniert die lange und dramatische Heimreise der Besatzung des 1914 versenkten Schiffes „Emden“.

Haan. Den Anstoß zu seinem aktuellen Film bekam der Haaner Regisseur Berengar Pfahl, als er sich zu Dreharbeiten in Colombo, Sri Lanka, befand. „In einem Dialog, der auf Englisch stattfand, sagte mein Gesprächspartner zu mir: ‚It’s a real Emden’. Emden kannte ich bislang nur als Stadt. Das musste ich mir erklären lassen.“

So erfuhr er, dass „Emden“ im Indischen und Sanskrit ein feststehender Begriff für „clever und fair“ ist. Er fußt auf der Geschichte der Männer des deutschen Marinekreuzers gleichen Namens, die selbst von ihren Gegnern in britischen Gazetten als „Gentlemen of War“ bezeichnet wurden. „Mein Interesse war geweckt“, erinnert sich Pfahl zurück.

Fünf Jahre dauerten die gründliche Recherche und die Entwicklung eines Drehbuchs zu diesem Stück Geschichte, das von Januar bis April vergangenen Jahres in Griechenland, Tunesien, Malta, Sri Lanka sowie Mecklenburg-Vorpommern gedreht wurde.

„Gezeigt wird in ,Die Männer der Emden’ eine Odyssee. 50 Soldaten wollen nach Hause. Ihre qualvolle Rückkehr aus dem Atlantik bis nach Berlin ist durch viele Hindernisse gekennzeichnet“, beschreibt Pfahl die Geschichte des Films: „Es ist ein deutsches Thema, aber eine internationale Geschichte.“

150 bis 200 Schauspieler und Mitarbeiter waren unterwegs, um die Geschichte filmisch umzusetzen. Wie man die alle zusammenhält? „Mit Motivation und Überzeugung — und am wenigsten mit Diktatur“, beschreibt der Haaner seinen Arbeitsstil. Mit über 80 Fernseh- und Filmproduktionen ist Pfahl, Jahrgang 1946, ein alter Hase in der Branche.

Das Ambiente — Ausstattung und Kostüme — des Films ist möglichst authentisch, aber „Die Männer der Emden“ hat der Regisseur nach eigenen Worten „aktuell, nicht historisch“ inszeniert. Die Leute reden also nicht gestelzt.“

Für grandiose Bilder sorgen beispielsweise Drehorte wie Sri Lanka mit seiner bemerkenswerten alten Architektur und die unendlichen azurblauen Wellen des Meeres.

Neuland war es für den gebürtigen Mülheimer, der in Düsseldorf groß wurde und seit langem in Haan lebt, „Menschen aus einer anderen Zeit, die unter anderen Bedingungen und einer ganz anderen Gesellschaftsform, nämlich im Kaiserreich, lebten, unangestaubt zu zeigen.“ Offensichtlich ist das gut gelungen. Die Zuschauer bei Testvorführungen in Paris, Zürich und einigen deutschen Städten jedenfalls waren begeistert.

Eine Art Ritterschlag erfuhr der Film, der im internationalen Verleih unter dem Titel „Odyssee of Heroes“ läuft, kürzlich in London. Anlässlich der Eröffnung der Olympiade war er Beitrag im kulturellen Rahmenprogramm. Pfahl: „Die Resonanz war sehr gut. Ich weiß, der Film gefällt. Die Schwierigkeit ist immer, die Menschen ins Kino zu bekommen.“

Und während die Zuschauer sich nun auf den Filmstart in deutschen Kinos freuen, ist Berengar Pfahl längst mit einem anderen Thema beschäftigt. In seinem Büro in Haan („eine Oase der Ruhe und Fixpunkt“) bereitet er zurzeit „Diva Shanghai“ vor. Darin verschlägt es eine deutsche Schauspielerin in das Nachtleben Shanghais anno 1937.

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