Innenstadt: Wieder ein Geschäft weniger

Der klassische Einzelhandel stirbt aus — zumindest in Haan. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Haan. Kleine Geschäfte sollen es sein, inhabergeführt und mit einem besonderen Sortiment, das sich abhebt von dem einheitlichen Angebot der Ketten und Filialen. Dieser Wunsch nach einem individuellen Einzelhandel, nach Läden, die Ausgefallenes bieten und das Einkaufen zum Erlebnis machen, wird in Umfragen zum Shopping vor Ort immer wieder geäußert. Nur: Die Haaner kaufen in diesen Geschäften nicht ein.

Nach dem Haushalts- und Eisenwarenladen „Hugo Liefering“ und dem „Spielmobil“ — um nur zwei Geschäfte zu nennen — die dem Haaner Einzelhandel viel von seiner Attraktivität genommen haben — schließt jetzt auch Barbara Flunkert ihr Geschäft „Max Barth — Schreibwaren und Kunstgewerbe“.

18 Jahre lang hat sie an der Kaiserstraße Schreibwaren, selbstgestaltete und -entworfene Karten, geschmackvolle Dekorationsartikel und Handtaschen verkauft und mit ihrem liebevoll gestalteten Schaufenster begeistert. Jetzt sagt sie: „Es passt nicht mehr. Ich sehe hier keine Zukunft mehr.“ Der Einzelhandel habe sich verändert. Einer von mehreren Gründen, warum sie ihr Geschäft zum Jahresende schließt. Der Ausverkauf hat bereits begonnen.

Das Internet macht den Haaner Einzelhändlern Konkurrenz. Nicht wenige Kunden lassen sich in Fachgeschäften vor Ort beraten, kaufen ihr Objekt der Begierde dann aber preiswerter im Internet. Auch dass die Mieten in Haan — vor allem entlang der Kaiserstraße und im Fußgängerbereich — zu hoch sind, kritisieren nicht wenige Händler in der Stadt.

Fragt sich, wie der Einzelhandel attraktiviert werden kann, wie die Haaner dazu bewegt werden können, ihr Geld an ihrem Wohnort und nicht in den Nachbarstädten auszugeben? In den vergangenen Jahren waren sich Stadt und Rat einig darin, dass dies mit einem neuen Einkaufscenter gelingen könnte.

Das seit Jahren viel diskutierte Windhövel-Center soll Kaufkraft binden, nur von dessen Realisierung ist die Stadt immer noch weit entfernt — auch weil Bürger mit Klagen gegen den entsprechenden Bebauungsplan bereits zweimal für Verzögerungen gesorgt haben. Inzwischen setzen Stadtverwaltung und Politik auf ein Gesamtkonzept für die Innenstadt, sprechen von der Schaffung von Aufenthaltsqualität, wollen den Einzelhandel in der Innenstadt konzentrieren und nur in Ausnahmen Einkaufsmöglichkeiten am Stadtrand zulassen.

Haan lässt sich Zeit. Was andere Städte, bestes Beispiel ist die Nachbarstadt Hilden, bereits vor Jahren erkannt haben, scheint den Verantwortlichen in Haan erst zu dämmern.

Und der Eindruck drängt sich auf, dass dafür vielleicht schon zu spät sein könnte. Erst kürzlich hat in Solingen mit dem „Hofgarten“ ein Einkaufszentrum mit 70 Geschäfte eröffnet. Das auch nicht allzu weit entfernte Düsseldorf lockt mit dem neuen Kö-Bogen, und sogar Mettmann hat inzwischen mit der Königshof-Galerie ein ansehnliches Einkaufszentrum.

Aber zuletzt sind es die Haaner selbst, die über die Zusammensetzung und das Angebot des Einzelhandels entscheiden. Wenn Sie nicht in ihrer Stadt einkaufen, gibt es dort künftig auch keine Geschäfte mehr.

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