Königinnen stöckeln zum Stall - Krippenspiel mal anders

Pfarrerin Gabriele Gummel probt mit ihren Konfirmanden zurzeit ein etwas anderes Krippenspiel ein. Aufgeführt wird es im Friedensheim.

Haan. Ein Krippenspiel an Heiligabend aufzuführen, ist an und für sich keine Sensation. Deshalb hat Pfarrerin Gabriele Gummel der Inszenierung mit ihren Konfirmanden eine besondere Note hinzugefügt: Zur klassischen Geschichte um Maria, Joseph und die Geburt Jesu kommt eine moderne, überaus amüsante Variante. Bei der Aufführung am 24. Dezember dürfen sich die Besucher im Seniorenstift Friedensheim auf ein ebenso rührendes wie bibeltreu interpretiertes Stück freuen, das einen unterhaltsam-zeitgenössischen Anstrich hat.

Eine alte Theaterregel besagt, dass bei der Generalprobe etwas schief laufen muss, damit die Premiere blendend läuft. Bei den Proben am vergangenen Samstag im Friedensheim hatte die resolute Pfarrerin in Funktion als Spielleiterin noch allerlei Korrekturwünsche an das gute Dutzend Teenager. „Anna, mach mal langsam“ und „halb so schnell reicht vollkommen aus“ verlangsamte sie das Sprechtempo, forderte hier eine andere Betonung und dort eine andere Körpersprache. Vor allem gab es viel Gerangel um die Stimmen verstärkenden Mikrofone.

Aus dem Off liest Erzählerin Marie die biblische Geschichte. Auf der Bühne führen Ina, Lutz, Katharina, Christian und die anderen Nachwuchsmimen eine moderne Version des biblischen Klassikers auf. Die heiligen drei Könige sind Frauen, was dem Spiel auch seinen Titel gibt: „Die drei Königinnen“.

„Unsere Männer sind schon mal vorgegangen“, heißt es. Und gleich ist das Trio misstrauisch: Warum folgen ihre Kerle, die doch sonst „nicht mal aufstehen, um den Müll herunter zu bringen“ einem Stern? „Da muss eine Frau dahinter stecken!“, sind die sich sicher. Und machen sich auf die Socken. Auf dem Weg — der übrigens auch deshalb beschwerlich ist, weil eine der drei Königen auf sehr schicken, aber alles anderen als praktischen Stöckeln unterwegs ist — machen sie in einer Herberge Halt, deren Wirt sie mit „Hallo, Ihr Süßen. Was kann ich für Euch Sahneschnittchen tun?“ begrüßt. Die Abfuhr auf diese plumpe Anmache ist grandios und lustig.

Später im Stall angekommen, werden die Hirten gebeten, mit ihren verdreckten Händen möge keiner das Neugeborene anpatschen und endlich geklärt, was es mit dem ominösen Heiland auf sich hat. Fröhlich wird „Stille Nacht, heilige Nacht“ geschmettert („aber bitte wartet, bis die Orgel einsetzt“) — und die liebevolle Inszenierung findet ihr Ende.

Bei der Probe waren die Engel zwar teilweise noch in weiße Betttücher gewickelt, aber die großen Flügel aus bauschigen Federn saßen schon ebenso perfekt wie Josephs Wanderstab in der Hand lag.

Nur die Kulisse, tja, selbst die sonst so pfiffige Pfarrerin grübelte lange, wie aus den riesigen Umzugskartons Räume wie in einem Gasthof oder einer Scheune entstehen sollten. Aber auch in dieser Frage war natürlich auf die Kinder Verlass, die ohne Scheu und mit Sinn fürs Praktische Lösungen parat hielten. Wie genau die aussehen, das erfahren Besucher der Christvesper an Heiligabend.

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