Sonia Arias: Akrobatik in luftiger Höhe

Die ehemalige Haanerin Sonia Arias hat am Trapez europaweit Karriere gemacht.

Haan/Düsseldorf. Der Vorhang öffnet sich, es wird still im Saal. An zwei Seilen hängen Sonia Arias und Isabel Anobian unter der Decke und blicken strahlend zum Publikum herunter. Arias sitzt auf der Trapez-Stange — Anobian steht daneben. In ihren cremefarbenen Korsetts mit schwarzen Rüschen zeigen sie einen eleganten Tanz am Trapez, der die Zuschauer im Düsseldorfer „Apollo“-Varieté ins Staunen versetzt.

Vom tosenden Applaus, den eine begabte Artistin für solch einen Auftritt erntet, hatte die einstige Haanerin Arias eigentlich nie geträumt. „Ich wollte Japanologie studieren“, sagt die 33-jährige Spanierin. Ihr sportliches Talent und der große Ergeiz wurden allerdings schon sehr früh entdeckt. „Als ich fünf Jahre alt war, haben mich meine Eltern in den Haaner Turnverein geschickt. Ich habe zu Hause nämlich nur Faxen gemacht und bin immer rumgeturnt. Dadurch sind sogar Betten eingekracht“, sagt Arias.

Im Verein konnte sie sich austoben. Selbst mit einem gebrochenen Finger kam sie zum Training. Diese große Leidenschaft zum Sport brachte der damaligen Schülerin auch Erfolg: Bis zu ihrem elften Lebensjahr gewann Sonia im Leistungsturnen alles, was es zu gewinnen gab. „Ich habe einige Medaillen zu Hause“, sagt sie dennoch bescheiden.

Mit 19 Jahren verließ sie Haan und zog nach Berlin. Für Sport war dann zunächst keine Zeit mehr. Um ihr Studium zu finanzieren, kellnerte sie. Dabei machte sie auch die Entdeckung, die ihr Leben veränderte. „Da hing ein Plakat mit einer Trapeznummer darauf. Ich dachte, es ginge um einen Verein und bin einfach mal hingegangen“, sagt Arias. Tatsächlich war das Plakat aber von der Artistenschule „Die Etage“. Kurzerhand absolvierte sie die Aufnahmeprüfung, brach ihr Studium ab und begann die dreijährige Ausbildung zur Artistin.

„Meine Eltern waren ganz und gar nicht begeistert und auch meine alten Freunde aus Haan meinten, das wird doch nichts“, erinnert sich die Trapezkünstlerin. Doch sie sollten Unrecht behalten. Heute ist Arias mit ihrer Partnerin in ganz Deutschland und auch international als „Duo Supanova“ unterwegs. „Nach der Ausbildung war mir klar, dass ich Partnertrapez machen will“, sagt Arias. Mit Isabel habe sie das perfekte Gegenstück dafür gefunden. Beide verstehen sich auch privat.

Dass das sehr wichtig ist, zeigt sich am Trapez: Anmutige Figuren werden mit großen Schwüngen und Flugelementen kombiniert. Dabei muss die Technik sitzen, denn schnelle Hand-Fuß-Wechsel werden erfordert. Oft scheint es, als lassen sich die Artistinnen ins Nichts fallen, um sich dann im letzten Moment zu fangen. Oder sie hängen jeweils nur an einem Fuß aneinander.

„Ohne Kraft geht gar nichts“, sagt Arias. Und dieser Kraftaufwand hinterlässt Spuren. In der Garderobe zeigt sie ihre Handflächen, die mit einer dicken Hornhaut versehen sind. Auch Stellen an Bein und Fuß sehen aus wie Elefantenhaut. „Dennoch ist es der beste Job der Welt“, sagt Arias und lächelt: „Viele denken, dass man einmal am Tag seine fünfminütige Nummer macht und dann nichts mehr zu tun hat.“ Dem ist aber nicht so. Als selbstständige Artisten müssen sie sich um alles selbst kümmern: Nummern einstudieren, Werbung, Auftritte planen, Verträge machen, Kostüme besorgen und vieles mehr.

„Im vergangenen Jahr war ich nur sechs Wochen zu Hause in Berlin“, sagt Arias. Bei den vielen Reisen durch ganz Europa bleibt nicht viel Zeit für Freunde oder Familie. „Mit einem normal arbeitenden Partner ist das kaum zu machen“, meint die Artistin, die seit zwei Jahren mit Sportakrobatik-Weltmeister Oleksiy Khilya liiert und inzwischen verlobt ist. „Im Januar, wenn die Show im Apollo vorbei ist, nehmen wir uns endlich mal wieder Urlaub“, freut sie sich: „Wir fahren nach Monte Carlo und sehen uns das Zirkusfestival an.“

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