Tierklinik Neandertal: Im Einsatz für Lotti und Felix

Die Tierklinik Neandertal kennt keine Feiertage. Nach Weihnachten ist das Wartezimmer rappelvoll.

Haan. Peter Engelhardt ist hochkonzentriert. Mit Assistentin Anja Kobylt operiert der leitende Tierarzt der Tierklinik Neandertal eine Katze. Das Tier muss einen großen Teil des Dickdarms entfernt bekommen, da es schon länger unter chronischen Darmproblemen leidet. Alles verläuft glatt. Die narkotisierte Katze kann in den Aufwachraum.

Engelhart zieht die blaue OP-Kleidung aus. Jetzt muss er zum Nachgespräch mit den Besitzern, und dann steht schon die nächste Operation auf der Magnettafel. „Zahnsanierung“, murmelt er und blickt auf den Computerbildschirm. „Normalerweise haben wir über den Tag verteilt so 70 bis 100 Patienten“, sagt er. „Heute hatten wir bereits bis Mittag 50 Patienten.“

Kurz nach Weihnachten platzt das Wartezimmer der Tierklinik Neandertal aus allen Nähten. Besinnlichkeit über die Feiertage? Engelhart muss fast laut lachen. „Es war die Hölle los! Besinnlichkeit gibt es bei uns nicht.“ Die Tierklinik hatte auch über die Weihnachtstage 24 Stunden geöffnet. Engelhardt war, außer am zweiten Weihnachtstag, täglich im Einsatz.

Zu den alltäglichen Krankheiten und Verletzungen kommen dann die weihnachtstypischen Beschwerden, so der Tierarzt. „Das ist meistens Erbrechen oder Durchfall, weil die Tiere die Knochen der Weihnachtsgans aus dem Mülleimer geklaut oder Geschenkband verschluckt haben“, sagt Engelhardt. Am Morgen hatte Engelhardt einem Hund bereits eine verschluckte Strumpfhose aus dem Magen operativ entfernt.

Das volle Wartezimmer verspricht: Auch am Freitag werden Engelhardt und sein Team einen langen Arbeitstag haben. „Wir haben Lotti kurz vor Weihnachten erst aus dem Tierheim geholt und seit Samstag hat sie Durchfall“, sagt Annelie Tietjen besorgt. Der kleine schwarze Mischling ist erst ein Jahr alt und stammt aus Ungarn. Tierschützer brachten Lotti nach Deutschland. „Wir haben ihr schon extra Hühnerbrust mit Reis gekocht“, sagt die Hildenerin. „Hat aber alles nichts geholfen. Jetzt wollen wir das mal abklären lassen.“

Während Hündin Lotti alle Neuankömmlinge im geräumigen Wartezimmer der Klinik freudig und mit wedelndem Schwanz begrüßt, ist Kater Felix’ Zustand besorgniserregend. Apathisch liegt er in seiner Katzenbox. „Er hat seit drei Tagen nichts gefressen und getrunken“, sagt Besitzerin Julia Ihnenfeld aus Erkrath. „Ich wollte Weihnachten noch abwarten, aber es ist nicht besser geworden. Weil mein Tierarzt in Erkrath geschlossen hat, bin ich heute hierher gekommen.“

Das Einzugsgebiet der Klinik ist riesig. Vor allem über Feiertage und am Wochenende machen die rund 30 Mitarbeiter der Klinik Notdienst für die umliegenden Städte. Da nehmen die Besitzer, und die tierischen Patienten sowieso, auch mal längere Wartezeiten in Kauf.

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