Verein ist Rückspiegelauf dem Lebensweg

Der Bergische Geschichtsverein (BGV) Haan feiert 65-jähriges Bestehen. Vorsitzender Lothar Weller berichtet.

Verein ist Rückspiegelauf dem Lebensweg
Foto: Stefan Fries

Herr Weller, der Verein hat Heimatgeschichte in einer Zeit zum Thema gemacht, in der es — durchaus auch im Lokalen — Berührungsängste mit der deutschen Geschichte hätte geben können.

Weller: Berührungsängste hat es damals und auch später bestimmt gegeben, da können wir ganz sicher sein. Außerdem hatte man so kurz nach dem Ende der Nazi-Herrschaft und dem katastrophalen Krieg doch ganz andere Sorgen und Interessen. Für die meisten gab es nur den Blick nach vorn. Dass sich trotzdem schon zu dieser Zeit Menschen zusammengefunden haben, um die Geschichte nicht aus dem Blick zu verlieren, ist für mich als Nachkriegskind überaus erstaunlich.

Wie kommt der Geschichtsverein eigentlich an die Geschichte(n)?

Weller: Durch Quellensuche und Forschung. Der BGV Haan hat während der ganzen Zeit seines Bestehens immer Mitglieder gehabt, die sich aktiv und intensiv mit Themen der Haaner und später auch der Gruitener Geschichte beschäftigt und die Ergebnisse publiziert haben. Stellvertretend nenne ich Jakob Litsch, Hermann Banniza, Harro Vollmar, Friedhelm Stöcker und Dr. Reinhard Koll.

Und gab es dabei auch schon mal etwas Besonderes?

Weller: Auf der Liste des Besonderen stehen für mich die Ausgrabungen in den 1970er Jahren auf dem Areal der 1863 abgerissenen romanischen Kirche Haans ganz oben Und natürlich auch die archäologischen Fund, die 2013 bei der Sanierung des Kirchturms der romanischen Kirche Gruitens zum Vorschein gekommen sind. Das sind für einen Geschichtsverein glückliche Sternstunden, denn so etwas kommt - wenn überhaupt - in jeder Generation höchstens einmal vor.

Haben sie auch schon mal etwas Kurioses zutage gefördert?

Weller: Kurios ist für mich vor allem, dass manchmal etwas zufällig an einer Stelle auftaucht, an der man es gar nicht gesucht und schon gar nicht erwartet hätte. So wie beispielsweise der bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückreichende Dokumentenfund auf dem Dachboden eines nicht einmal 60 Jahre alten Hauses im vergangenen Jahr. Oder der Fund des einzigen bekannten Fotos, auf dem das gerade fertig gestellte Gruitener Amtsrathaus abgebildet ist, nicht in Gruiten, sondern in einem Haaner Fotoalbum.

Manchmal gibt es doch bestimmt auch Fragen, die sich einfach nicht mehr beantworten lassen. Oder graben Sie immer irgendwo etwas aus?

Weller: Grundsätzlich beantwortet ein neuer Fund nicht nur die eine oder andere bisher unbeantwortete Frage, sondern wirft gleich auch wieder neue Fragen auf. Und je weiter die neuen Fragen in die Vergangenheit zurückreichen, desto geringer ist die Chance, auch diese noch beantworten zu können, weil die Quellenlage immer dürftiger wird. Aber manchmal kommt einem dann wieder der Zufall zu Hilfe.

Gibt’s es in der Haaner Geschichte eigentlich noch etwas gänzlich Unerforschtes? Oder etwas, dass sie persönlich besonders reizen würde?

Weller: Große weiße Flecken in der Haaner Geschichte gibt es nicht mehr. Das bedeutet aber nicht, dass die Suche nach weiteren Quellen eingestellt werden kann, denn nur durch neu gefundene Mosaiksteinchen wird das Geschichtsbild vollständige. Manchmal verändern sie es auch so, dass die bisherigen Erkenntnisse neu interpretiert werden müssen. Mich würde es beispielsweise außerordentlich reizen, durch die Erkenntnisse aus den archäologischen Funden am alten Nikolausturm in Gruiten zu einem besseren Verständnis der Gruitener Frühgeschichte zu gelangen. Das wäre sehr interessant für mich.

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