Hightech für saubere Hände

Eine Langenfelder Firma hat ein Trainings- und Kontrollsystem für die richtige Desinfektion der Hände speziell in Krankenhäusern entwickelt.

Langenfeld. Händewaschen? Das kann doch jeder! Aber wie reinigt man richtig die Hände, so dass sie auch strengen Hygienevorschriften entsprechen? Die Langenfelder Firma „Kreienbaum neoscience“ hat ein System entwickelt, das die richtige Handreinigung trainiert und kontrolliert.

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Dass es Leben rettet, wenn Ärzte sich im Krankenhaus die Hände desinfizieren, weiß man schon seit rund 150 Jahren. Damals ging der Wiener Assistenzarzt Ignaz Semmelweis der hohen Infektions- und Sterberate in der Geburtsklinik auf den Grund. Doch bis heute ist der Kampf gegen die Keime nicht gewonnen. In Deutschland erkranken nach Angaben des Bundesforschungsministeriums jedes Jahr 400 000 bis 600 000 Patienten an Infektionen, die sie sich im Krankenhaus zugezogen haben. Mehrere tausend Menschen sterben daran.

Besonders gefährlich sind die sogenannten multiresistenten Keime (MRSA), gegen die Antibiotika kaum noch helfen. Bis zu 90 Prozent aller Krankenhausinfektionen, bei denen die Keime von außen in den Körper eindringen, erfolgen über die Hände, so sagt es die Leitlinie zur Krankenhaushygiene. Auf der Messe „Medica“ hat die Langenfelder Firma „Kreienbaum neoscience“ jetzt erstmals einen mobilen Trainingsstand für die Handdesinfektion vorgestellt.

„Surewash“ heißt das System, das mit Bildschirm, Kamera und weißer Platte recht unscheinbar auf vier Rollen steht. Aber um Keime im Krankenhaus einzudämmen, braucht es auch noch mehr Konsequenz als Hightech. Die Idee: Ärzte, Schwestern und Pfleger halten ihre Hände über die Platte und üben in sieben Schritten die richtige Handdesinfektion — trocken oder auch mit Desinfektionsmittel.

Nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Leitlinie zur Krankenhaushygiene müssen Handflächen, Fingerspitzen, Handgelenke und Fingerzwischenräume im genau festgelegten Ablauf gesäubert werden. Eine Kamera filmt von oben die Bewegungen, eine Software bewertet die Richtigkeit. Jackenärmel oder Schmuck an Händen und Unterarmen sind tabu.

Aus Sicht von Ralf Oestreich, Key Account Manager Hygiene bei Kreienbaum, liegt der Vorteil von „Surewash“ in der Mobilität: „Die Trainingseinheit kann von Station zu Station geschoben werden und vom Personal individuell genutzt werden. Es dauert nur eine knappe Minute und ist jederzeit verfügbar, auch in der Nachtschicht.“ Zwar ist eine Schulung laut Hygieneverordnung einmal im Jahr Pflicht, aber dafür müssen alle Mitarbeiter zusammengerufen werden, und nach drei bis vier Monaten lasse der eingeübte Ablauf schon nach. Laut einer Studie der Uniklinik Freiburg, so Kreienbaum, können bereits kurze Schulungen zur Händehygiene die Wahrscheinlichkeit von MRSA-Infektionen in Kliniken verringern.

Seit April wird das Gerät laut Oestreich in verschiedenen Krankenhäusern getestet. Auch das Langenfelder Krankenhaus sei bereits beeindruckt gewesen, sagte der Kundenbetreuer, der selbst seit April dieses Jahres bei Kreienbaum und hier speziell für „surewash“, welches ursprünglich in Irland entwickelt wurde, zuständig ist.

Die Firma, gegründet 1997 von dem Langenfelder Frank-Eugen Kreienbaum, vertreibt die Produkte internationaler Hersteller aus den Bereichen der Biotechnologie und Medizin. Kreienbaum betreut national und international Forschungsinstitute, Industrieunternehmen, Universitäten und Krankenhäuser. Schwerpunkte sind Deutschland, Österreich, Schweiz und Teile Osteuropas.

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