Ausstellung: Duke Ellington in der Reformationskirche

Ab sofort gibt es Jazz und Swing im Gotteshaus.

Hilden. Jazzmusik im Gotteshaus? Das kann doch nur Blasphemie sein. Ganz und gar nicht. Zum ersten Mal ließ die Reformationskirche am Alten Markt am vergangenen Samstag eine der größten Jazzlegenden wieder aufleben: Duke Ellington.

Wie eine Ikone des Jazz zierte das amerikanische Ausnahmetalent der 1930er- und 1940er-Jahre in einer Ausstellung nicht nur die Wände des heiligen Gemäuers, sondern wurde auch musikalisch in Szene gesetzt.

Für Dorothea Haverkamp, die Leiterin der Ausstellung, ist die Wiederauferstehung von Duke Ellington ein aufregendes Projekt. „Wir wollen diesen großartigen Jazzmusiker wieder aufleben lassen und unsere Besucher mit ihm bekannt machen.“

Mit Mühe und Leidenschaft präsentierte sie mit ihrem Team das Jazztalent in einer Chronologie aus Bildern und geschichtlichem Hintergrund. Wochenlange Arbeit zahlte sich für das multimediale Projekt aus. Denn die leidenschaftlichen Hildener Swinger strömten nur so ins Gebetshaus.

Die Ausstellung ist aber nur ein Vorgeschmack auf den eigentlichen Höhepunkt im November. Dann soll eine Bigband den Swing musikalisch in die Erlöserkirche tragen und das Gotteshaus mit Besuchern füllen.

Einen ersten musikalischen Appetithappen gab es aber dennoch. Das Trio, bestehend aus der Pianistin Laia Genc, der Geigerin Carolin Pook aus New York und Cellist Markus Braun, swingten mit Leib und Seele die größten Hits des 1974 verstorbenen Musikkünstlers.

Die musikalische Dreierbesetzung ließ keinen Moment unversucht, den Besuchern ihre Jazzleidenschaft näherzubringen. „Es gibt wahrscheinlich niemanden, der diese Musik nicht mag“, sagt die Pianistin Laia Genc und fängt prüfend die Blicke ihrer Gäste ein. Diese können ihre Behauptung nicht verneinen. Denn zu Titeln wie „Caravan“ und „In a sentimental mood“ konnten sich auch die Besucher nicht vom Mitswingen zurückhalten. Da wurden die Hände nicht zum Gebet gefaltet, sondern laut mit den Fingern geschnippt.

Auch die instrumentale Leidenschaft lag deutlich in der Luft. Da wurde die Geige keinesfalls nur gestreichelt, sondern auch das Klopfen aufs Holz entfaltete außergewöhnliche Klänge im Kirchengemäuer. Der Jazzliebhaber Rüdiger Koopmann sieht im Konzert eine „ungewöhnliche Mischung aus Jazz und Kirchenatmosphäre“. Damals wie heute swingt er gern zum lässigen Rhythmus der Jazzmusik. „Die Idee, den Jazz in die Kirche zu bringen, ist mal was ganz anderes“, sagt er zufrieden. Mit Fingerschnippen begleitet er klammheimlich aus der letzten Reihe das musikalische Trio.

Die Besucherin Marlis Bachmann ist von der lässigen Musik hingerissen. Für die Sängerin im Kirchenchor ist der Jazz ein echtes Kontrastprogramm zur normalerweise angestimmten Klassik. „Der Jazz ist eine sehr mitreißende Musikrichtung. Es ist allerdings schwierig, sich an den lockeren Rhythmus zu gewöhnen und ungeniert mitzuswingen“, sagt sie.

Ihrer Ansicht nach sollte aber auch der ungenierte Jazz-Stil keinesfalls in der Kirche fehlen.

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