Buchhändlerin gibt auf

Nach mehr als 40 Jahren schließt Marlene Lehr ihr Geschäft an der Kurt-Kapell-Straße am Samstag für immer ab.

Hilden. Marlene Lehr stehen die Tränen in den Augen. Sie hätte gerne weitergemacht. Aber was nicht ist, ist nicht, sagt sie. Nach mehr als 40 Jahren schließt die Buchhändlerin, die in Leichlingen wohnt, am Wochenende ihr Geschäft an der Kurt-Kapell-Straße. Am Samstag hat sie noch geöffnet. Aber danach ist Feierabend.

Frau Lehr, warum ist eigentlich Feierabend? Schließlich waren Sie jahrzehntelang erfolgreich.

Marlene Lehr: Die Zeit des klassischen Buchhandels ist schlichtweg vorbei. In den vergangen drei Jahren wurde das besonders deutlich.

Warum?

Lehr: Weil uns Buchhändlern das Internet und die anderen Medien immer mehr den Rang ablaufen. Selbst die großen Ketten wie Thalia oder Brockhaus, die ja auch hier in Hilden ansässig sind, haben mittlerweile Probleme, gegen die Konkurrenz aus dem Netz zu bestehen. Es rentiert sich einfach nicht mehr. Unter dem Strich mache ich Verlust.

Und wie geht es Ihnen persönlich? Schließlich sind Sie seit gefühlten Ewigkeiten im Geschäft und mit Leib und Seele dabei.

Lehr: Im Moment geht es mir wirklich schrecklich. In den vergangenen Tagen kamen viele, viele Stammkunden. Und ich kann Ihnen sagen: Es sind zahlreiche Tränen geflossen. Das war schon sehr bewegend.

Was passiert eigentlich mit den ganzen Büchern von „Harry Potter“ über die Henning-Mankell-Krimis bis hin zu den Historien-Romanen von Diana Gabaldon?

Lehr: Der Großteil der Bücher ist bereits weg. Was jetzt noch zu sehen ist, sind Restbestände. Das Ganze , was zuvor auf den 30 Quadratmetern Ladenfläche zum Angebot stand, lagert mittlerweile bei mir zu Hause im Keller.

Und jetzt?

Lehr: Es gibt ja Flohmärkte oder etwa den Hildener Büchermarkt. Die Möglichkeiten, die Ware los zu werden, sind vielfältig.

Wie war eigentlich Ihr Werdegang?

Lehr: Ich bin seit 1962 im Buchgeschäft und sogar gelernte Buchhändlerin — das war immer mein Traum. Angefangen habe ich damals in der Brockhaus-Filiale an der Klotzstraße. Mitte der 1980er-Jahre habe ich mich dann selbstständig gemacht — zunächst an der Mittel- und ab 2009 hier an der Kurt-Kapell-Straße.

Glücklich über Ihren Ruhestand, den Sie sich redlich verdient haben, sind Sie aber nicht?

Lehr: Nein. Vor allem werden mir meine lieb gewonnenen Kunden fehlen.

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