Bücherei: Schwund bei der Tageslektüre

Weil ständig Zeitungen gestohlen werden, denkt die Bücherei daran, die Abos zu kündigen.

Hilden. Die Stadtbücherei künftig ohne Zeitungen und Magazine — das erscheint schwer vorstellbar. Dennoch droht Büchereileiterin Claudia Büchel genau damit: „Wenn der Zeitungsklau und die Beschädigungen nicht aufhören, werden die Abos abbestellt.“ Die Beschwerden von Kunden hätten zugenommen, sagt Büchel: „Medien werden geklaut, Artikel herausgeschnitten. Wir sind teilweise fassungslos.“ Besonders störend: Besucher markieren mit Kugelschreiber und Farbstiften, was sie schon gelesen haben. Eine Vorliebe lasse sich dabei nicht feststellen, es geht durch alle Bereiche. Außerdem würden Kreuzworträtsel im Heft gelöst, statt sie vorher zu kopieren.

Dem Bücherei-Team bereiten die Beschädigungen viel Arbeit. „Wir müssen die Zeitungen inzwischen am Rand zusammentackern“, sagt Büchel. Besonders Beilagen würden verschwinden. Die Fächer für die Tageszeitungen hat die Bücherei extra in die Sichtweite der Infotheke verlagert. Zusätzlich werden Magazine mit Sicherheitsstreifen, sogenannten Piepsern, versehen. Geht ein Kunde damit durch den Ausgang, ertönt ein Warnsignal.

Die Ausreden sind dreist: „Der Kicker ist doch schon gestern erschienen. Da kann ich ihn doch heute mitnehmen“, begründete ein Leser gegenüber der Büchereileiterin seinen Diebstahl. Aber das geht natürlich nicht, denn die Medien werden aufbewahrt: Bei Zeitschriften ist der aktuelle Jahrgang und der vom Vorjahr greifbar. Erst danach werden die Hefte im Flohmarktregal zum Kauf angeboten. Tageszeitungen liegen zwei Wochen im Regal, danach können sie gratis aus einer Kiste mitgenommen werden.

Verglichen mit dem Verhalten im Zeitschriftenbereich finden sonst nur wenige Diebstähle in der Bücherei statt: Fünf Prozent der Medien würden laut Büchel bei den Überprüfungen alle drei Jahre vermisst — vor allem DVDs. Bei den Zeitungen aber haben die Schäden ein solches Ausmaß erreicht, dass die Bücherei ihre Kunden mit einem Hinweis auf jedem Lesetisch warnt: Wenn sie ihr Verhalten nicht ändern, werden keine Zeitschriften mehr angeboten. Diebstähle würden konsequent angezeigt. „Der Zettel ist eine Anregung aus der Langenfelder Bücherei“, sagt Büchel.

Die Drohung sei durchaus ernst gemeint. „Es wäre fatal. Wir haben viele Kunden, die regelmäßig kommen, um Zeitungen zu lesen“, sagt die Leiterin. Bis im Juli die Bücherei für Renovierung und Umbau geschlossen wird, will die Bücherei beobachten, ob sich etwas bessert.

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