Der Hildener Süden ist sein Revier

Der Bezirksbeamte Heinz Keller ist täglich bis zu fünf Stunden zu Fuß unterwegs. Eine Reportage.

Der Hildener Süden ist sein Revier
Foto: Anja Tinter

Hilden. Die Sankt-Konrad-Allee hat eine neue Straßendecke erhalten. Doch noch fehlen alle Fahrbahnmarkierungen und Zebrastreifen. „Wenn man hier über die Straße gehen will, muss man manchmal springen wie ein Eichhörnchen, um nicht überfahren zu werden“, schimpft ein Passant, „da muss dringend etwas geschehen!“

Hauptkommissar Heinz Keller nickt. Schon vor einigen Tagen hatte sich ein anderer Anwohner bei dem Bezirksbeamten für Hilden-Süd beschwert. Daraufhin hat Keller mit den Straßenbauern im Rathaus telefoniert. „Die Asphaltdecke muss zwei, drei Wochen durchhärten. Erst danach können die Zebrastreifen und schraffierten Flächen aufgemalt werden“, gibt er die Informationen weiter. Der Beschwerdeführer staunt: Eine so konkrete Antwort so prompt hatte er gar nicht erwartet.

Eben das ist die Stärke der fünf Bezirksbeamten bei der Polizei Hilden: Sie kennen ihr Revier in- und auswendig. Vier, manchmal fünf Stunden pro Tag sind sie zu Fuß unterwegs. „Das macht mir persönlich mehr Spaß, als den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen“, sagt Heinz Keller. Der 52-jährige Velberter streift seit 2011 durch den Süden. Schnell verbergen Autofahrer das Handy, mit dem sie während der Fahrt verbotenerweise telefonieren. Eine auf dem Bürgersteig radelnde Frau wechselt 100 Meter vor dem Beamten die Straßenseite.

Am kleinen Wochenmarkt auf der Sankt-Konrad-Allee hat Heinz Keller zum ersten Mal einen Grund, seine schwarze Aktentasche zu öffnen. Darin stecken unter anderem die Zahlkarten für die Verwarnungsgelder. Und eines über 15 Euro schreibt er jetzt aus. Ein Radfahrer wollte über den Bürgersteig am Markt vorbeifahren. Das ist verboten.

„Darüber beschweren sich hier regelmäßig die Einkäufer und Ladenbesitzer.“ Zerknirscht versucht es der junge Mann mit dem Hinweis, er komme ja gar nicht aus Hilden, sondern aus Mülheim an der Ruhr. „Aber auch da ist für Erwachsene das Radfahren auf dem Bürgersteig verboten“, gibt Heinz Keller zu bedenken. „Manchmal reicht eine Ermahnung, manches verstehen die Bürger aber nur dann, wenn es an ihren Geldbeutel geht“, sagt Keller. Wer bei Gericht nicht erscheint, eine Geldstrafe nicht zahlt oder vor einem Haftbefehl flüchtet, bekommt es unter Umständen mit Keller und seinen Kollegen zu tun.

Neben solchen Ermittlungen steht die Vorbeugung: Vom Verkehrsunterricht für die fünf Grundschulen und vier Kindergärten im Hildener Süden bis hin zum Rollator-Parcours für die Bewohner des Seniorenzentrum Erikaweg reichen die Aufgaben. Beim Zwischenstopp am Awo-Kindergarten Zur Verlach wird der Mann in Blau sofort erkannt: „Hallo Herr Keller, heute ist mein letzter Tag im Kindergarten. Denn ich komme in die Schule“, ruft Sarah. „Kinder in dem Alter haben noch Respekt vor der Polizei“, sagt der Hauptkommissar.

Manche hat er vom Fußgängertraining für die Kindergarten-Knirpse über den Fahrradführerschein für Grundschüler schon einige Jahrgänge begleitet. Und schon manch einen als Halbstarken wiedergetroffenen — nach einer Riesendummheit. „Man kann den Jugendlichen besser ins Gewissen reden, wenn man sie schon länger kennt.“

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