Jugendamt: „Wir sind keine Super-Nannys“

Jugendamtsleiterin Nooscha Aubel zieht Bilanz. Mehr als 300 Mal musste das Jugendamt im vergangenen Jahr in Familien vermitteln. Themen sind oft Drogensucht und Trennung.

Hilden. „Wir sind keine ‚Super- Nannys’ aus dem Fernsehen mit Patentrezepten in der Tasche. Wir gehen direkt in die Familien und suchen gemeinsam nach individuellen Lösungen.“ Nooscha Aubel, Leiterin des Jugendamtes, ist zufrieden mit der Bilanz aus dem vergangenen Jahr. Mehr als 300 Mal konnten sie und ihre Mitarbeiter Lösungen finden und Hilfen vermitteln.

„Ob schlechte Schulnoten, Aggressionen, Familienkrisen oder Suchtprobleme — viele Eltern kommen irgendwann an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiter wissen“, sagt sie. Hilfe finden sie dann beim Amt für Jugend, Schule und Sport. „Hier gibt es so etwas wie ein Familien-Krisenmanagement.“

Das Jugendamt hat im vergangenen Jahr 329 Maßnahmen zur Erziehungshilfe bewilligt und 146 Beratungen bei Konflikten rund um die Erziehung durchgeführt. Die Themenpalette mit der Eltern zu Nooscha Aubel und ihren Kollegen kommen, ist breit: ratlose Eltern, Kinder, die sich auffällig verhalten, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht oder auch Trennung und Scheidung der Eltern.

Dabei ist für viele der Gang zum Jugendamt immer noch eine enorme Hürde. „Entweder fällt es ihnen schwer, sich einzugestehen, dass sie mit der Erziehung überfordert sind. Oder sie haben sogar Angst, dass ihnen die Kinder weggenommen werden“, sagt Aubel. Aber genau diese Angst sei unbegründet.

Der Kontakt mit dem Jugendamt ist oft bereits der erste Schritt zur Lösung. Das versucht Aubel den Familien zu vermitteln. „Unser Ziel ist es, zusammen mit den Familien einen Weg aus Problem- und Krisensituationen zu finden“, so Aubel. „Das Jugendamt ist eine Servicestelle mit Profis an Bord für Eltern, Kinder und Jugendliche. Die Sozialpädagogen geben wertvolle Tipps.“

Das Vorurteil, dass das Jugendamt in die Familien geht und die Kinder mitnimmt und ins Heim steckt, sei immernoch weit verbreitet. Das Ziel des Hildener Amts für Jugend, Schule und Sport sei es jedoch, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Familie und im vertrauten Umfeld bleiben.

„Erst wenn es keinen anderen Weg gibt, werden Hilfen außerhalb der Familie bei Pflegeeltern, in Einrichtungen oder Wohngruppen gewährt. Dann aber, um die Kinder zu schützen und um ihnen bessere Chancen zu geben, im Leben Fuß zu fassen“, sagt Aubel.

Insgesamt leben aktuell 48 Kinder und Jugendliche in Hildener Pflegefamilien — vermittelt vom Jugendamt. 51 Kinder wachsen in einer Einrichtung oder einer anderen betreuten Wohnform auf.

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