Kein Risiko bei Chemieunfällen?

Gutachten sieht aktuell für die Anwohner geringe Gefahr bei Störfällen in den Unternehmen der chemischen Industrie.

Hilden. In drei Hildener Unternehmen werden Chemikalien eingesetzt, die bei einem Unfall eine Gefahr für die Umgebung bergen. 3M, Akzo Nobel und Stute Logistics unterliegen deshalb der Störfallverordnung des Europäischen Parlaments. Deren Ziel ist es, schwere Unfälle zu vermeiden und die Anwohner zu schützen. Sie hat zudem Auswirkungen auf künftige Bauleitplanungen der Stadt: In der Nähe dürfen keine schutzbedürftigen Bereiche neu angesiedelt werden. Das sind beispielsweise Wohngebiete, Schulen, Kindergärten und Einkaufszentren.

Wie groß der Abstand sein muss, hängt von der Art der verwendeten Chemikalien ab. Darum hat die Stadt das Beraterbüro Ucon aus Münster beauftragt, die einzuhaltenden Abstände zu ermitteln. Das Ergebnis hat Mitinhaber Friedhelm Haumann jetzt dem Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz vorgestellt.

Das Gutachten ist beruhigend: „Bei Störfällen wären Gebiete außerhalb der Firmengelände nicht betroffen“, sagt Haumann. Bei 3M etwa werden rund 3000 verschiedene Stoffe eingesetzt. Zwei davon wären gefährlich, wenn sie auslaufen und verdampfen, explodieren oder in Brand geraten.

Bei den im Werk an der Düsseldorfer Straße eingesetzten Mengen des Lösungsmittels Aceton und Propangas wären bei einem Unfall in einem Abstand von weniger als 100 Metern die zulässigen Grenzwerte unterschritten.

Dies gilt für die aktuelle Situation. Käme die 3M-Geschäftsleitung auf die Idee, auf dem heutigen Werksparkplatz an der Düsseldorfer Straße eine neue Produktionsstätte zu errichten, würde der gefährdete Bereich darüber hinausreichen. Der Gutachter rät der Stadt deshalb, eine Vereinbarung mit dem Unternehmen zu treffen, um derartige Erweiterungen auszuschließen.

Ähnlich sieht es bei Akzo Nobel aus. Dort werden unter anderem die giftigen Lösungsmittel Ammoniak und Ethylacetat sowie Ethanol und Methanol eingesetzt. Bei Störfällen würde laut Gutachten die Konzentration der Giftstoffe in der Luft nach etwa 90 Metern die Grenzwerte unterschreiten.

Einen Haken gibt es aber: Laut Haumann gibt es Überlegungen zum Bau einer Ammoniak-Kälteanlage im Werk an der Düsseldorfer Straße. Dann würde der gefährdete Bereich auf 415 Meter anwachsen. In diesem Umkreis stehen Wohnhäuser und die Walter-Wiederhold-Schule. Konkrete Pläne für die Anlage gibt es nach Angaben von Planungsamtsleiter Peter Stuhlträger aber nicht.

Das von der Spedition Stute Logistics ausgehende Gefährdungspotenzial hat der Gutachter nicht untersucht. Grund ist, dass der Betrieb dort eingestellt werden soll.

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