Monate nach dem Amoklauf: Der Schock hält weiter an

Auch mehr als neun Monate nach dem Amoklauf sind einige 3M-Mitarbeiter noch nicht wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.

Hilden. Wenn Mitarbeiter unfall- oder krankheitsbedingt ausfallen, dann haben Firmen in der Regel mehrere Vorgehensweisen, den Rückkehrern den Wiedereinstieg zu erleichtern. Die Firma 3M aber steht am Hildener Standort vor einer weitaus größeren und besonders feinfühlig zu behandelnden Aufgabe: Der Umgang mit den Mitarbeitern, die den Amoklauf eines Kollegen im November vergangenen Jahres miterleben mussten.

Der Kollege war damals nach einigen freien Tagen zur Nachtschicht erschienen und hatte in der Kantine ansatzlos auf vier Kollegen geschossen. Zwei Kollegen starben, zwei überlebten schwer verletzt. Der Täter erschoss sich im Anschluss selbst.

Die angeschossenen Mitarbeiter seien zwar schon aus dem Krankenhaus entlassen, befänden sich aber weiterhin in der Rehabilitation, teilte der Pressesprecher von 3M, Manfred Kremer, am Montag mit und sagte weiter: „Wir rechnen nicht damit, dass sie noch in diesem Jahr wieder in die Firma zurückkehren.“

Zum Motiv der Tat konnte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestern nichts mitteilen. „Wahrscheinlich wird das nie geklärt werden. Weil es bei einer Selbsttötung zu keiner Anklage kommt, wird das Motiv auch nicht vordringlich ermittelt“, teilte ein Sprecher mit.

„3M arbeitet mit Berufsgenossenschaften und Ärzten eng zusammen, um den Mitarbeitern die Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen“, sagte Kremer. Und dabei gebe die Firma so viel Zeit und Spielraum wie nötig sei. Denn auch von den unverletzten Mitarbeitern seien einige noch nicht wieder in der Firma. Diese seien noch in intensiver psychologischer Behandlung. Weil sich bei jedem Menschen die Belastung unterschiedlich zeige, sei auch die Wiedereingliederung eine individuelle Sache.

„Damit muss man sehr vorsichtig sein, denn jede Erinnerung macht das Geschehen wieder präsent“, sagte Kremer. So könne die regelmäßige Wiederkehr an die Arbeitsstelle oder das überraschend angesprochen werden durch einen Kollegen posttraumatische Belastungsstörungen auslösen.

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