Rosenmontagszug in Hilden: Eine große närrische Familie

Mehr als 55 000 bunt verkleidete Narren säumen den Weg des Rosenmontagszuges durch die Innenstadt.

Hilden. Ein Geheimtipp ist der Hildener Rosenmontagszug mit Sicherheit nicht. Mehr als 55 000 überwiegend bunt kostümierte Jecken sind gestern in die Innenstadt gekommen, um dem Umzug zu Ehren Seiner Tollität Prinz Hildanus Manfred III. und Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Hildania Kerstin I. singend, schunkelnd und lachend einen würdigen Rahmen zu geben.

48 Wagen und Fußgruppen bahnen sich stockend den Weg durch die Menschenmenge. In Dreier-, Vierer- und an der Mittelstraße sogar in Fünferreihen drängen sich die Jecken und fordern lautstark Kamelle — und die fliegen reichlich. Für Hexe Gisela (45) ist dies ein wichtiger Grund, den Hildener Umzug der größeren Konkurrenz in Düsseldorf oder Köln vorzuziehen. In diesem Jahr hat sie noch einen weiteren persönlichen Anlass für ihr Kommen: „Kinderprinz Marcel ist der Kapitän unserer E1-Mannschaft beim SV Ost.“

„Wir kennen hier viele Leute“, sagt Darth Vader Julian (11). Er ist mit seinen Eltern zum Zug gekommen — mit dem Bus. Noch etwas gefällt ihm: „Hier laufen nicht so viele betrunkene und bekloppte Leute ’rum.“ Der familiäre Charakter ist auch Clown Henry (42) wichtig: „Man kennt die Leute im und am Zoch.“ Seine Kinder hat er aus den Augen verloren. Sie feiern „irgendwo am Hagelkreuz.“ Dort gibt es einigen Ärger: Randalierer machen der Polizei zu schaffen.

An der Mittelstraße drängen sich die meisten Jecken. Besonders eng ist es vor dem Bürgerhaus. Da treffen sich die eifrigsten Kamelle-Jäger, weil der Bürgermeister — Clown Horst Thiele — und sein Hofstaat schon vor dem Eintreffen der ersten Wagen süße Sachen vom Balkon aus dem närrischen Jungvolk zuwerfen.

Bei allem Frohsinn hat der Hildener Rosenmontagszug doch einen kleinen Makel, den Biene Kathrin (22) ausgemacht hat: „Schade, dass es so wenige Motivwagen mit politischen Aussagen gibt.“ Genau genommen sind es nur drei: die IG Erkrath („Och dieses Johr lütt Bayer de Puppe danze . . . äwwer nit met ons“), die Bürgeraktion („Ganz Europa spart, ganz Europa? Nein, ein kleiner Ort trotzt der Krise“) und der Freiwillige Bürger-Streudienst („Der nächste Schnee kommt bestimmt“).

Bei den anderen Motivwagen beschäftigen sich die Karnevalisten lieber mit sich selbst. So präsentieren die Musketiere einen unvollendeten Wagen, denn „unser Wagenbaumeister ist der Prinz“. Und die U11-Fußball-Mädchen münzen das Zugmotto „Jeck und fair . . . da tanzt der Bär“ in „Jeck und fair, das schreit nach mehr. Fußball ist kein schwerer Sport, alle Mädchen kommen nach Hilden-Nord“ um.

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