So schön kann Jazz sein

Vier Künstler haben vergangenen Donnerstag auf drei Bühnen gesungen und die Fans begeistert.

Hilden. Die Frau mit buntem Kleid und Wuschelkopf ist ein Energiebündel. Ob sie ihre klare, warme Stimme tanzend mit Rumba-Rasseln begleitet oder auf der „Cajon“ genannten Kiste trommelt, immer ist der ganze Körper in Bewegung, immer laden die Arme mit fließender Gestik zum Mitsingen ein.

Addy Mercedes war am Donnerstag mit ihrem Trio der Höhepunkt von „Jazz im Park“. Einen ganzen Nachmittag lang reihten sich die Programmpunkte der Hildener Jazztage auf drei Bühnen in der Stadt zu einem Urlaubstag voller Musik.

Mit dem kaffeeseligen Publikum unter den stattlichen Bäumen des Seniorenstifts hat das Trio Schwierigkeiten. Die auf Kuba geborene Addys Mercedes singt auf spanisch von ihrer Ankunft in Deutschland und von verregneten Samstagen — voller Schwung in meist poppigen Rhythmen.

Nur die 600 Zuschauer an Kaffeetischen und auf Picknick-Decken bekommen ihre Münder nicht auf. Selbst ein sprachbarrieren-freies „Lalala“ klingt nur zaghaft aus dem Publikum zurück. Die Narkose aus Schweinesteaks und 90 Minuten Filigran-Jazz der als erster Act aufgetretenen „Meeting 5“ wirkt zuverlässig. „Wie seid Ihr denn drauf?“, fragt die Sängerin launig.

Nicht beirren lässt sich Wolf Schuh, seit drei Jahren Besucher der Jazztage. Der weißköpfige Hildener tanzt und singt fröhlich am Bühnenrand: „Man kann einfach nur mitmachen.“

Nach Stunden im sonnendurchfluteten Park lässt in der voll besetzten Reformationskirche Trompeter Markus Stockhausen mit Angelo Comisso am Flügel und Schlagzeuger Christian Thomé Schwingungen durch den Raum wabern. Der glasklare, volle Sound des „Trio Lichtblick“ wird elektronisch überlagert.

Die Euskirchener Malerin Ingrid Müller-Marx hat im Seitenschiff ihre Staffelei aufgebaut. Mit Strichen ihrer Pastellkreiden porträtiert sie Stockhausen in Bewegung, die Lichtreflexe auf der Trompete und an der Wand, daneben skizziert sie einen Tisch voller elektronischer Apparate. Im Publikum haben viele die Augen geschlossen. „Konzentriert — so ist es mir am Liebsten“, sagt Festival-Organisator Peter Baumgärtner.

Den Abschluss des Sommertages bereiten „Gente Fina“ — feine Leute — im Silo der Gottschalksmühle. Ihre Jazz-Improvisationen sind gefärbt von brasilianischen Rhythmen.

Rund 200 Gäste zwängen sich durch alle Türen in den Raum, mehr als noch mal so viele genießen beim Bier auf dem Hof, was von der Musik nach draußen klingt: Monika Brix ist mit ihrem Mann und Nachbarn gekommen: „Vanessa Oliveira ist eine tolle Frau. Aber das Bahia-Feeling mit sinnlichen Bewegungen kam erst spät auf. Schade, dass sie gleichzeitig Schlagzeug spielt.“ Erst weit nach Sonnenuntergang verklingen die letzten Samba-Rhythmen.

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