Über den Wandel der Gewerkschaftsarbeit

Daniel Ubber, Vorsitzender des DGB-Ortsverbandes, spricht über den Wandel in der Gewerkschaftsarbeit.

Hilden. Den Tag der Arbeit (1. Mai) nutzen Gewerkschaften traditionell für ihre Kundgebungen. Die finden allerdings immer weniger Interesse. Die WZ sprach mit dem Vorsitzenden des Hildener Ortsverbandes im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Daniel Ubber, über den Wandel in der Gewerkschaftsarbeit.

Herr Ubber, auch die Gewerkschaften haben ein Nachwuchsproblem. Hat sich die Gewerkschaftsarbeit im Laufe der Jahre überlebt? Daniel Ubber: Das denke ich nicht. Es gibt andere Gründe für die Nachwuchssorgen in der Gewerkschaftsarbeit.

Dann liegt das Problem der Gewerkschaften also in der Vergangenheit. Ubber: Das muss wohl so sein.

Und woran liegt es, dass sich die heutige Eltern-Generation nicht mehr für die Gewerkschaften interessiert? Ubber: Es liegt vermutlich daran, dass diese Generation der Politik — und damit auch den Gewerkschaften — nichts mehr zutraut.

Heißt das nicht auch, dass die Solidarität der Arbeitnehmer verloren gegangen ist? Ubber: Die Solidarität ist nicht verloren gegangen, es gibt sie noch. Aber sie hat nicht mehr den Stellenwert wie früher.

Aber von der Gewerkschaftsarbeit profitieren doch letztendlich alle, vor allem bei den Tarifverhandlungen. Ubber: Das ist das, was uns als Gewerkschaftsmitglieder stört. Weil auch die Arbeitnehmer davon profitieren, die keine Karten in der Gewerkschaft haben, wird darüber diskutiert, die Mitglieder besser zu stellen. So wollen wir einen Anreiz schaffen, dass Arbeitnehmer sich in den Gewerkschaften organisieren.

Es dreht sich also in der Gewerkschaft alles nur ums Geld? Ubber: Nein, wir bieten auch viele andere Leistungen, die viele nicht kennen.

Welche Leistungen? Ubber: Wir bieten unseren Mitgliedern Schutz und Beratung beim Arbeitsrecht, bei der Rente und bei den Krankenkassen. Außerdem ist im Mitgliedsbeitrag eine Freizeit-Unfallversicherung enthalten.

Schön und gut, aber schaut heutzutage nicht trotzdem jeder vor allem aufs Geld? Ubber: Auch, aber wir handeln die Tarifverträge ja nicht nur für uns aus. Die gelten zwar eigentlich nur für Gewerkschaftsmitglieder, aber die Arbeitgeber zahlen allen den gleichen Lohn, weil sie verhindern wollen, dass die Gewerkschaften Zulauf erhalten. Macht die Gewerkschaftsarbeit vor diesem Hintergrund eigentlich noch Spaß? Ubber: Ja. Ich mache gerne Gewerkschaftsarbeit, weil wir immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden — und weil es Spaß macht, Menschen zu helfen.

Aber wird es nicht immer mehr Arbeit, die auf immer weniger Schultern verteilt werden muss? Ubber: Darum gibt es beim DGB Überlegungen, die Ortsverbände abzuschaffen. Wahrscheinlich wird es im kommenden Jahr nur noch Stadt- und Kreisverbände geben.

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