Interview: Tief im Inneren für die Türkei

Polizeikommissar Mehmet Cakmak hat türkische Wurzeln und hofft, dass er das Spiel am Mittwochabend ohne Einsatz sehen kann.

Kreis Mettmann. Wenn am Mittwoch um 20.45 Uhr das Spiel Deutschland - Türkei angepfiffen wird, Fans ihre Mannschaften anfeuern, wird auch Mehmet Cakmak mit Spannung vor dem Fernseher sitzen. Nur steht das Gerät nicht in einem Wohnzimmer oder in einer Kneipe, sondern in der Langenfelder Polizeiwache. Der 39-jährige Polizeikommissar ist einer von drei Beamten bei der Kreispolizei, die eine türkische Familiengeschichte haben, aber seit der Aufnahme in den Staatsdienst einen deutschen Pass besitzen.

Deutschland oder Türkei: Wie lautet Ihr Tipp?

Mehmet Cakmak: Tief im Inneren bin ich für die Türkei. Aber mit der dezimierten Mannschaft wird das nichts. Also am Ende ein 3:1 für das deutsche Team.

Werden Sie denn den Schlusspfiff mitbekommen?

Cakmak: Ich hoffe, dass ich das Spiel bis zum Schluss auf der Wache mitverfolgen kann und wir nicht eher zu einem Einsatz gerufen werden.

Viele Politiker und Verantwortliche haben zu einem friedlichen und gemeinsamen Fußballfest aufgerufen. Wie sehen Sie das?

Cakmak: Grundsätzlich gilt: "Möge der Bessere gewinnen". Und unter den Türken gibt es sicherlich die Hoffnung, dass ihr Team gewinnt. Wenn es aber heute Abend nicht so sein wird, dann meinen die Türken, dass Deutschland den EM-Titel holen muss.

Nun kann der Fußball-Jubel je nach Spielausgang auch umschlagen. Gibt es da zwischen Deutschen und Türken Probleme?

Mehmet Cakmak: Gerade Fußball ist erst einmal wichtig für die Integration aller Ausländer. Bei den Türken sieht man es in diesen Tagen häufig, dass sie eine türkische und deutsche Fahne an ihren Autos angebracht haben. Ich sehe eigentlich keine Probleme.

Und welche Fans machen mehr Probleme?

Mehmet Cakmak: Das Aggressionspotenzial ist bei den Deutschen in solchen Situationen größer. Was aber auch mit dem Problemfaktor Alkohol zusammenhängt. Aber beim Thema Fan-Krawalle glaube ich, dass die Medien da zu viel befürchten.

Sie sind einer von drei türkischstämmigen Polizeibeamten im Kreis Mettmann. Müsste es eigentlich, angesichts des Bevölkerunganteils der Türken, nicht mehr türkische Polizisten geben?

Mehmet Cakmak: Sicherlich, aber das Problem ist der Schulabschluss. Die jungen Türken haben zu schlechte Noten und ihre Deutschkenntnisse sind für diesen Beruf mangelhaft. Es gibt aber bei der Polizei zwei deutsche Kollegen, die ausgezeichnet Türkisch sprechen.

Wann sind Ihre Sprachkenntnisse von Vorteil?

Mehmet Cakmak: Wenn zum Beispiel bei Verkehrskontrollen die Personen in einem Auto auf einmal anfangen, Türkisch miteinander zu reden und glauben, dass sie dabei über die Polizei lästern könnten.

Gibt es für Sie besondere Einsätze - außer wie heute Abend?

Mehmet Cakmak: Immer, wenn es an der Sprache hapert, also Übersetzungen. Oder auch, wenn ich als Polizeibeamter eine Todesnachricht überbringen muss. Da haben Südländer eine andere Mentalität als die Deutschen.

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