Jochen Gödde im Interview: Tourismus-Konzept

Im Gespräch mit der WZ äußert sich der Experte der Grünen zum Tourismus-Konzept, das von der CDU und ihrem Landrat favorisiert wird.

Was haben Sie eigentlich gegen Tourismus als Wirtschaftsfaktor?

Jochen Gödde: Ich habe gar nichts dagegen. Aber das, was der Kreis vorhat, ist unrealistisch.

Was ist Ihrer Meinung nach unrealistisch?

Gödde: Es ist ja im Kreishaus immer die Rede von einer touristischen Destination, die der Kreis werden soll. Die Region soll ein Ziel für Touristen werden. Das Ganze wird überschrieben mit der Dachmarke Neanderland. Dabei ist der Kreis doch viel zu heterogen, um ihn unter einen Begriff zu fassen. Das ganze Konzept ist einfach eine Nummer zu groß für uns.

Wenn Sie so viel Kritik üben, was ist denn Ihrer Meinung nach realistischer?

Gödde: Wichtig wäre, verstärkt darauf zu achten, Dinge, die schon da sind, zu erhalten. Die finanziellen Mittel, die vorhanden sind, sollten zum Beispiel lieber in den Zeittunnel oder in den Blauen See gesteckt werden statt in große Tourismuskonzepte.

Bedeutet das nicht Stillstand?

Gödde: Das sehe ich nicht so. Ich will keine neuen Hotels, sondern die Neuerschließung von Naherholungsgebieten. Das lockt Tagestouristen an.

Was ist Ihrer Meinung nach noch wichtig?

Gödde: Das Neandertal zu beruhigen.

Und wie bekommt man das Ihrer Meinung nach hin?

Gödde: Bis jetzt gar nicht. Das ist schwierig. Aber vielleicht kann man was tun, damit das Außengelände besser genutzt werden kann. Auch der Fußweg hinter dem Museum sollte einmal erneuert und attraktiver gemacht werden.

Sie haben jetzt schon einige Kritikpunkte formuliert. Was bedeutet das jetzt für Ihre politische Arbeit?

Gödde: Wir Grünen haben ja nicht grundsätzlich etwas gegen das Tourismuskonzept und unterstützen das auch. Nicht umsonst haben wir den Wettbewerb für die Bürger angeregt.

Was sollen denn die Bürger konkret tun?

Gödde: Sie sollen bei dem Wettbewerb Orte im Kreis Mettmann vorschlagen, die besonders vermarktet werden sollen. Wichtig ist aber auch, dass die Menschen in der Region überhaupt wissen, was die Kreisverwaltung vorhat.

Wenn man Sie so hört, ist eigentlich festzustellen, dass es gar keine Unterschiede Ihrer Position zu der von der CDU gibt.

Gödde: Genau, wir sind nicht weit auseinander. Unsere Positionen unterscheiden sich nur in der Frage, welche Mittel investiert werden sollten. Und der Unterschied ist, dass die CDU und der Landrat eine Tourismusregion wollen. Dafür hat der Kreis Mettmann aber zu wenig zu bieten.

Und wenn Sie doch einmal was Positives sehen wollen — was hat der Kreis zu bieten?

Gödde: Einiges, das ist unstrittig. Ich sehe zum Beispiel ein ungeheures Potenzial im Kalksteinbruch Neandertal. Nach dem Motto ,Wenn man die Natur ausgebeutet hat, muss man ihr auch etwas zurückgeben’, kann ich mir dort Themenwege und Aussichtsplattformen vorstellen — vielleicht auch ein Kalkmuseum.

Neues Thema: Was sagen Sie zum Neanderlandsteig?

Gödde: Das ist doch der Berliner Flughafen des Landrats. Ständig kommt es zu Verzögerungen. Ich verstehe ja, dass der Landrat Erfolgsmeldungen haben will, aber man kann keinen Druck ausüben auf Grundstückseigentümer, nur damit der Steig fertig wird.

Glauben Sie denn an die Eröffnung im Juni 2013?

Gödde: Ich würde ein Fragezeichen dahinter machen. In dem Gutachten zu dem Tourismuskonzept wird gesagt, der Steig sei kreisweit nicht von Belang. Und bei diesem Punkt teile ich die Zweifel des Gutachtens, dass der Steig ein touristisches Highlight wird. Ich verstehe auch nicht, warum für den Steig neue Wege angelegt werden, statt schon vorhandene zu nutzen. Das kostet alles Geld und Zeit.

Nennen Sie uns doch einmal ihre persönlichen Traumziele im Kreis Mettmann?

Gödde: Ganz klar: Das Neandertal, der Rheinbogen und der Düsseler Wald.

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