Kreisdechant Monsignore Ulrich Hennes im Interview

Monsignore Ulrich Hennes ist als neuer Kreisdechant für 190 000 Katholiken zuständig. Er spricht über Ziele und Schwerpunkte.

Kreis Mettmann. Seit drei Wochen ist Ulrich Hennes (50) der neue Kreisdechant des Kreisdekanats Mettmann. Der Pfarrer der Hildener Gemeinde St. Jacobus vertritt rund 190 000 Kirchenmitglieder. Am kommenden Sonntag überreicht ihm Erzbischof Kardinal Meisner die Ernennungsurkunde.

Monsignore Hennes, wie hat sich Ihr Leben in den vergangenen drei Wochen verändert?

Ulrich Hennes: Mein Leben ging erstmal weiter wie zuvor auch. Ich bin jetzt nicht morgens aufgewacht und habe mir gesagt ,Wow, ich bin der neue Kreisdechant’. Dass ich jetzt für so einen Bereich verantwortlich bin, erfüllt mich mit großem Respekt.

Kardinal Meisner hat Sie angerufen und Ihnen mitgeteilt, dass die Wahl auf Sie gefallen ist. Wie lief das ganze Verfahren denn ab? Wo haben Sie ihre Bewerbungsmappe abgegeben?

Hennes: Auf die Stelle kann man sich nicht bewerben, der Erzbischof ernennt frei nach Befragung der Dechanten und Laienvertreter. Von den Gerüchten, dass ich in der näheren Auswahl bin, habe ich natürlich gehört. Mehr aber nicht. Als der Anruf dann vom Erzbischof kam, hab’ ich angenommen.

Davor haben Sie viel in der Jugendseelsorge und für Jugendbildungsstätten gearbeitet. Werden Sie auf diesen Bereich Schwerpunkte legen?

Hennes: Um über Schwerpunkte zu sprechen, ist es noch zu früh. Bisher war für mich als Hildener Pfarrer ja die Hildener Perspektive vorrangig, so dass ich erstmal ein bisschen Zeit brauche. Aber die Jugend der Kirche wird sicherlich weiterhin im Fokus stehen. Daher wird am Sonntag Daniel Schilling, der Kreisjugendseelsorger, mit am Altar stehen.

Was machen Sie anders als ihr Vorgänger Markus Bosbach?

Hennes: Das kann ich gar nicht so sagen. In inhaltlichen Fragen habe ich mit meinem Vorgänger einen großen Konsens. Organisatorisch werde ich auf feste, regelmäßige Termine mit engen Mitarbeitern setzen.

Sie bleiben in Doppelfunktion weiterhin Pfarrer in der Hildener Gemeinde. Wie wollen Sie den Spagat schaffen?

Hennes: Ich muss schauen, dass ich beiden Aufgaben angemessen gerecht werde. Zum einen verdienen es die Menschen im Kreis, dass ich mich den Herausforderungen dort stelle. Zugleich will ich ebenso meine Aufgabe als Pastor von Hilden erfüllen. Wie das geht, wird sich zeigen. Die mögliche Spannung gilt es auszuhalten. Zudem muss ich als Kreisdechant stärker die Gesamtperspektive einnehmen und nicht bloß die Hildener Sicht.

Ein anderes Thema: Die Gewerkschaft Verdi wirft den Kirchen eine Missachtung von Grundrechten vor, weil die Mitarbeiter nicht streiken dürfen. Das wird nun am Bundesarbeitsgericht geklärt. Wie stehen Sie dazu?

Hennes: Ich hoffe, dass der kirchliche Sonderweg des Arbeitsrechts weiter möglich bleiben wird. Ohne Frage hat der Mitarbeiter ein Recht auf gerechten Lohn. Das ist auch die Grundlage unseres Verständnisses als kirchlicher Arbeitgeber. Unser Grundprinzip ist aber die Solidargemeinschaft, wo wir uns weniger im Gegenüber von Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen wollen, sondern im gemeinsamen Auftrag des Evangeliums, für die Menschen da zu sein. Ein Arbeitskampf mit Streik passt nicht so gut in dieses Selbstverständnis.

Wie gehen Sie mit Katholiken um, die aus der Kirche ausgetreten sind und dennoch deren Vorzüge in Anspruch nehmen? Kardinal Meisner fährt ja eine klare Kante: Wer nicht dazugehört, der hat auch nichts mehr zu erwarten.

Hennes: Das hat der Kardinal weder gesagt, noch ist das seine Haltung. Vielmehr geht es immer auch um die Sorge um die, die die Kirche verlassen haben. Aber der Kirchenaustritt hat natürlich Konsequenzen. Man kann nicht die Gemeinschaft verlassen und gleichzeitig so tun, als gehöre man noch dazu. Was möglich ist und was nicht, wird den Ausgetretenen in einem Brief mitgeteilt, verbunden mit dem Angebot zu einem Gespräch und dem Hinweis auf die Möglichkeit, wieder einzutreten.

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