Das Haus ist ihr Hobby

Das um 1604 erbaute, restaurierte Fachwerkhaus Am Markt 16 ist für Familie Graumann mehr als nur ein Zuhause geworden.

Langenfeld. Das lauschige Plätzchen vor dem Schuppen ist an diesen Tagen ihre Lieblingsecke. Von dort aus, im Rücken das geschichtete Holz für den Ofen, hat das Ehepaar Graumann den perfekten Blick auf das Fachwerkhaus, das für sie mehr als nur ein Zuhause geworden ist. „Das Haus ist gleichzeitig auch Hobby“, sagt Ralf Graumann und blättert in einem Fotoalbum, das die aufwändige Restauration des Hauses Am Markt 16 in Reusrath dokumentiert.

Erinnerungen werden wach: „Das Haus war so verfallen, dass ich nicht mal mein Fahrrad darin abgestellt hätte“, sagt der 53-Jährige. Die Sonne war es schließlich, die 1993 seine Fantasie anregte. „Ich sah das Haus das erste Mal an einem Sommertag. Die Vögel zwitscherten, alles wirkte so idyllisch, dass ich mir vor meinem geistigen Auge vorstellte, wie es einmal werden könnte“, sagt Graumann. „Hätte es an jenem Tag geregnet, wäre ich wahrscheinlich sofort weitergefahren“, sagt er augenzwinkernd.

Die fünfköpfige Familie wohnte zu dieser Zeit noch in Leichlingen und brauchte mehr Platz. „Wir hatten keine genaue Vorstellung, was es für ein Haus werden sollte“, sagt er. Handwerklich austoben wollte sich der gelernte Zimmermann aber auf jeden Fall.

Und das tat er schließlich auch. Das um 1604 erbaute, denkmalgeschützte Haus bot in der 14-monatigen Bauzeit jede Menge Möglichkeiten: Das L-förmige Gebäude wurde komplett entkernt. Der ehemalige Stall, in dem heute das Wohnzimmer der Familie ist, musste abgerissen und originalgetreu wieder aufgebaut werden. Einzelne Wände wurden erneuert, Balken ausgetauscht — alles in Eigenregie. „Freunde und Familie haben tatkräftig geholfen“, sagt Ralf Graumann. Letztendlich habe Familie Graumann dadurch so viel Geld in das Schmuckstück investiert, wie andere in ein neues Einfamilienhaus. Zahlen will das Ehepaar aber nicht nennen.

Die anfängliche Skepsis der Nachbarn, die jahrelang auf eine Ruine hatten gucken müssen, war nach der Restauration schnell verflogen. „Für viele — auch für uns — war es spannend, die Fortschritte zu beobachten, etwas wachsen zu sehen“, sagt Ralf Graumann. Von den Reusrathern gab es auch Geschichtskunde: „Das Haus war die meiste Zeit normales Wohnhaus, wurde auch von der katholischen Kirche — wohl von der Küsterfamilie — genutzt“, sagt Graumann. Eine kleine Scheune neben dem Haus war früher Backstube.

Vorbehalte dem Denkmalschutz und den entsprechenden Vorgaben gegenüber will Graumann ausräumen. „Von den Denkmalschutzbehörden gibt es Hilfestellung, außerdem hatten wir uns einen Architekten zur Seite geholt, der die Vorgaben im Blick hatte“, sagt Graumann. „Alle Bestimmungen, die zu beachten waren, hatten Sinn. So haben wir beispielsweise Holzfenster eingesetzt, die letztendlich viel besser zum Haus passen, als jene, die wir eigentlich ausgesucht hatten.“

Noch heute investiert das Ehepaar viel Zeit in Ausbesserungsarbeiten: Allein die 31 Fenster werden regelmäßig gestrichen. Die Aussicht sei es schließlich wert. Auf dem lauschigen Plätzchen vor dem Schuppen will das Paar noch viele Sommertage verbringen und den Anblick genießen.

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