Das Schicksal der Edith Meyer: Eine Liebe bis in den Tod

Günther Schmitz und Alfons Dürr haben die Geschichte der Langenfelderin Edith Meyer erforscht, die 1942 in Auschwitz starb.

Langenfeld. Edith ist Jüdin und Heinrich Deutscher. Im Deutschland von 1939 macht das ihre Liebe zu einem gefährlichen Wagnis. Die Langenfelderin Edith Meyer und der Kölner Heinrich Heinen versuchen es trotzdem — und ihre Liebe fand ein tragisches Ende.

Günther Schmitz vom Arbeitskreis Geschichte hat diese ungewöhnliche Liebesgeschichte vor zehn Jahren ausgegraben, als er sich mit den Schicksalen der Juden der Synagogen-Gemeinde Richrath-Reusrath beschäftigte.

Der Österreicher Alfons Dür, ehemaliger Präsident des Landesgerichts Feldkirch in Vorarlberg, hat jetzt ein Buch über das Schicksal von Edith Meyer und Heinrich Heinen veröffentlicht. Der Titel: „Unerhörter Mut — Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns“. Anhand von Originaldokumenten, Familienfotos und Zeitzeugenberichten haben Schmidt und Dür die packende Geschichte der beiden Rheinländer rekonstruiert.

Meyer und Heinen hatten sich 1938 in Köln kennengelernt, wo Edith Meyer arbeitete. Das 18-Jährige Mädchen gehörte der Synagogengemeinde Richrath-Reusrath an und besuchte regelmäßig die Synagoge am Ganspohl, gegenüber des heutigen Café Sticherling. „Zeitzeugen haben uns von täglichen Fahrten mit der Eisenbahn nach Köln berichtet. Wir wissen auch, dass sie dort als Korsettnäherin arbeitete.“, sagt Günther Schmitz.

Die Dokumente lassen Edith Meyer und ihre große Liebe Heinrich Heinen lebendig werden. Die beiden lebten in ständiger Gefahr. Seit 1935 waren Liebesbeziehungen zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Ständig mussten sie fürchten, entdeckt zu werden. 1941 wurden sie getrennt — Edith Meyer wurde ins lettische Riga deportiert und musste fortan im Ghetto leben.

Hier beginnt das eigentliche Abenteuer, welches nicht nur Günther Schmitz nicht mehr losließ, sondern auch seinen österreichischen Kollegen Alfons Dür. Dür ist gerade Präsident des Landesgerichtes Feldkirch an der Österreichischen Grenze, als Schmitz ihn kontaktiert und fragt, ob es im Feldkircher Gerichtsarchiv noch Unterlagen zu einem Liebespaar aus Deutschland, eben Edith Meyer und Heinrich Heinen, gab. Denn in Feldkirch, nahe der Grenze zur Schweiz, sahen sich Meyer und Heinen zum letzten Mal.

Als Meyer nach Riga verschleppt worden war, folgte Heinen ihr und schaffte es, sie unter 30.000 Menschen, und ständig in Gefahr entdeckt zu werden, im Ghetto ausfindig zu machen. Die beiden flohen. Erst nach Berlin, dann nach Solingen zu einer Tante, dann nach Rheinland Pfalz um schließlich nahe Konstanz über die schweizer Grenze zu fliehen.

Der Versuch missglückte, die beiden wurden verhaftet und nach Feldkirch ins Gefängnis gebracht. Hier schien die Spur erstmal im Sand zu verlaufen. Bis 2005 das Landgericht in Feldkirch Jubiläum feierte und Alfons Dür im Archiv eine Chronik zusammenstellen wollte. Hier stieß er auf das Todesurteil von Heinrich Heinen. Und auf die Akte eines anderen Gefängnisinsassen, einem Tschechen namens Friedrich Frolik, der sich damals die Zelle mit Heinen teilte.

„In der Akte war genau geschildert, wie die beiden die Wachen überwältigten, ihnen den Schlüssel abnahmen und in den anderen Zellen nach Edith Meyer suchten“, erzählt Dür. Vergeblich, denn Meyer war einige Stunden zuvor ins Gefängnis nach Innsbruck überführt worden und von dort nach Auschwitz. Dort starb Edith Meyer 1942.

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