Einen Tag nach der Rocker-Razzia in Langenfeld: Ein mulmiges Gefühl bleibt

Langenfeld. Lange hatte das unscheinbare Vereinsheim an der Hardt gegenüber der Tankstelle nicht mehr so eine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Am Tag nach der Razzia, bei der die Polizei mehrere Mitglieder der Hells Angels kontrollierte, bleiben Passanten vor dem Haus mit der Aufschrift „Angel Place“ stehen und schauen zu den Balkonen hinauf.

In der Tankstelle unterhalten sich Kunden über den Aufruhr vom Vorabend, auf der Straße bilden sich Grüppchen, immer wieder wird auf das weiß-rote Gebäude gezeigt.

Computer wurden sichergestellt, Personalien aufgenommen Gegen 20 Uhr waren am Mittwochabend mehrere Zivil- und Einsatzwagen der Polizei an der Hardt vorgefahren. „Ich kam gerade von der Arbeit, als dort plötzlich alles voll mit Autos war. Die parkten von der Sparkasse bis zur Tankstelle am Straßenrand“, sagt ein Anwohner. „Zuerst dachte ich, es habe einen Unfall gegeben. Aber dann wurden Computer aus dem Gebäude herausgetragen“, sagt er. Nacheinander seien Männer von Polizisten aus dem Haus geführt worden. Polizisten fotografierten jeden Einzelnen und stellten die Personalien fest. Autos der Hells Angels wurden ebenfalls kontrolliert. Festnahmen gab es nicht.

Ziel der Razzien, die es parallel auch in Oberhausen, Düsseldorf und Solingen gab, war laut Polizeisprecher Jürgen Lützen, Tatbeteiligte der Messerstecherei am 21. Januar in Mönchengladbach zu identifizieren. Vor einer Diskothek war es zum gewalttätigen Aufeinandertreffen zwischen Rockern der Bandidos und Hells Angels gekommen. Zwei Personen wurden dabei lebensgefährlich verletzt.

In diesem Zusammenhang ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen schweren Landfriedensbruchs. „Unsere Ermittlungen haben zu diesem Objekt geführt“, sagt Polizeisprecher Lützen im Hinblick auf das Vereinsheim in Langenfeld. „Das kam nicht aus heiterem Himmel.“ Zum Zeitpunkt des Zugriffs befanden sich 37 Personen im Gebäude der Hells Angels (Charter Midlands).

Insgesamt wurden an allen vier Razzia-Standorten 74 Beweismittel sichergestellt, die in den nächsten Tagen ausgewertet werden. Neben Speichermedien waren es ein Reizstoffspürgerät, ein Messer, ein Beil und ein sogenannter Teaser (Elektro-Schockgerät). Die Polizei im Kreis Mettmann musste kein einziges Mal ausrücken.

Für die Anwohner bleibt ein „komisches Gefühl“ zurück. „Ich wusste ja vorher, dass die Gruppe immer wieder im Zusammenhang mit räuberischer Erpressung, Zuhälterei und Drogenhandel genannt wird, aber Probleme in der Nachbarschaft gab es bisher nicht“, sagt der Mann, der wegen der „kriminellen Energie der Gruppe“, nicht namentlich genannt werden will.

„Im Sommer war es mal laut, wenn die Männer auf ihren Motorrädern die Hardt runterfuhren. Und bei einer Feier, kurz nach ihrem Einzug, war die Musik kurzzeitig etwas zu laut. Aber das war es auch.“ Diesen Eindruck bestätigt auch die Polizei im Kreis Mettmann. Die Gruppe gilt als „unauffällig“.

„Wir haben dort bisher keine polizeilichen Einsätze gehabt. Es gab auch keine Beschwerden von Anwohnern“, sagt Sprecher Ulrich Löhe. Und doch hält sich bei den Anwohnern das Gefühl, „Kriminelle in der Nachbarschaft“ zu haben. „Die Vorstellung, dass sich hier mal eine Schießerei ereignet — direkt neben einer Tankstelle — das ist schon sehr beunruhigend.“

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