Elternglück: Paul Friedrich als Geschenk

Eine glückliche Geburt ist an den Weihnachtstagen wohl ein noch größerer Segen als ohnehin schon.

Langenfeld. Es war eine Geburt, wie sie sich die meisten Frauen wünschen: In der Nacht hatte Paul Friedrich sich im Mutterleib bemerkbar gemacht. Zwei Stunden, nachdem die Fruchtblase geplatzt war, lag er auch schon in den Armen seiner Mutter. Die Schmerzen waren sofort vergessen, sagt Sabrina Müller. „Das Gefühl, sein Kind in den Armen zu halten, ist nicht in Worte zu fassen.“ Paul Friedrich war ein absolutes Wunschkind.

Während die neue Familie im Patientenzimmer auf der dritten Etage des St. Martinus Krankenhauses zusammenwächst, geht es auf den Fluren hektischer zu. Einer der drei Kreißsäle wird renoviert. „Zurzeit müssen wir etwas improvisieren“, sagt Dr. Detlev Katzwinkel, der Chefarzt der Gynäkologie, während er mit mehreren Telefonhörern jongliert.

Seine Nacht war kurz. „Babys haben es nun mal so an sich, dass sie sehr gerne nachts auf die Welt kommen“, sagt er lächelnd. Nicht selten werde er dreimal in der Nacht ins Krankenhaus gerufen. „Geburtshilfe muss Spaß machen, sonst lässt man es lieber bleiben. Für mich ist es eindeutig eine Berufung“, sagt er überzeugt.

Am Nachmittag zuvor war eine Frau auf der Station erschienen. In der Hoffnung, das Baby auf normalem Wege auf die Welt zu bringen, habe sie über Stunden hinweg „gekämpft“. Gegen 22 Uhr sei dann aber doch ein Kaiserschnitt eingeleitet worden. Im Anschluss litt die Frau unter Kreislaufproblemen.

Das mobile Telefon klingelt erneut. Die Dame an der Pforte hat es möglich gemacht, dass der Vorhang für den renovierten Kreißsaal früher geliefert wird als geplant. „Sie sind ein Engel“, sagt Katzwinkel und legt auf. „Wir sind ein kleines Haus. Hier tun viele Menschen mehr, als sie eigentlich müssten“, erläutert er.

Seit 16 Jahren ist der Arzt nun schon an diesem „kleinen Haus“ tätig. Und er genießt die Vorzüge. „Das Team ist seit Jahren zusammengewachsen, die Patienten sind nicht nur eine Nummer, sondern haben ihre festen Ansprechpartner“, sagt er.

Rund 450 Babys werden pro Jahr im St. Martinus Krankenhaus geboren, in diesem Jahr waren es wegen Bauarbeiten in der neuen Radiologie nebenan und auf der gynäkologischen Station etwas weniger. „Das holen wir im kommenden Jahr aber wieder auf“, ist Katzwinkel überzeugt.

An die außergewöhnlichste oder „exotischste“ Geburt, wie er sagt, erinnert er sich sofort: „Ich war dabei, als Zwillinge geboren wurden. Das eine Baby kam im Feuerwehrwagen auf der A 59 zur Welt, das andere schaffte es noch bis ins Krankenhaus.“

Ein besonderes Erlebnis sei auch die Geburt seiner ersten Tochter gewesen, als er damals mit seiner Frau in Mali, Afrika, lebte. „Das Krankenhaus war fünf Kilometer entfernt, so brachte meine Frau das Baby zu Hause zur Welt. Ich war also Geburtshelfer, Vater, Ehemann und Hebamme in einem“, sagt er lachend. Nach vier Jahren kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Mittlerweile hat Katzwinkel fünf Kinder.

Ein leises Krähen ist zu hören. Paul Friedrich will gewickelt werden. Vorsichtig öffnet Sabrina Müller den Strampler und enthüllt die Beinchen. „Man kommt zu zweit und geht zu dritt“, sagt die 32-Jährige und strahlt über das ganze Gesicht. Ein schöneres Weihnachtsgeschenk kann sie sich nicht vorstellen.

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